3918 Heilige Nacht
1:25 a.m. Ich bin früh zu Bett gegangen und jetzt wieder aufgewacht, habe das Fenster geöffnet und lasse – selber warm unter der Decke – die kalte Luft herein. Die Stunde der sprechenden Tiere ist schon vorbei. Vielleicht spricht doch noch irgendwer oder -was in dieser Heiligen Nacht zu mir: jemand oder etwas, der, die oder das von der Unendlichkeit da draußen berichten oder erzählen kann. Es ist schon klar: die von drüben in mir, über mir, um mich herum reden die ganze Zeit zu mir, reden mir zu, sagen mir ein, flüstern in mein Ohr … und es läge an mir, mich auf ihre Frequenzen einzustellen, so, dass ich sie hören und verstehen kann.
Im Zimmer beginnen die Dinge in der Kälte zu knacken, aber ich habe noch nicht genug frische Luft. So wie ich im Bett hocke ist auch mein Kreuz schmerzfrei, aber wenn ich aufstehe, werde ich es wieder spüren. Ich sollte das Fenster schließen, bevor das Zimmer komplett ausgekühlt ist, aber ich will noch nicht. Ich will glauben, dass etwas von der Heiligen Nacht hereinkommen kann, auch wenn ich mich im Vorfeld nicht zur inneren Bereitschaft angemessen verhalten habe (womit nicht Handlungen und Unterlassungen gemeint sind, die einen moralischen Anspruch auf Offenbarung und Wunder generieren zu können vorgeben, sondern Handlungen und Unterlassungen, die die Sinne für die nüchterne Wahrnehmung von Offenbarung und Wunder freilegen und schärfen). Und zu glauben, dass so etwas ohne geistige, seelische, körperliche und somit auch sinnliche Bereitschaft möglich wäre, könnte ein Irrglaube sein.
Ich gebe meiner Vernunft nach und schließe das Fenster. Mein Kreuz reagiert sofort auf die Bewegung und die Kälte. Ich habe jedoch das Rollo nicht mehr herunter gelassen, damit mich am Morgen das Licht wecken kann. Danach habe ich Narr sogar das Smartphone aufgedreht, aber dann ein aufgepopptes Stille Nacht doch wieder abgedreht und ich weiß nicht, ob ich dabei im Falschen das Richtige oder im Richtigen das Falsche gemacht habe. Ich muß innerlich lächeln über mein Getue und meine Ambivalenz. Aber ich kann ja das Schreibzeug weglegen und das Licht abdrehen und in die Stille lauschen und in die Dunkelheit starren.
(25.12.2024)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
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