3897 Zwanzig nach zwölf
9:32 a.m. Ich wache aus einem Traum heraus auf – eine verwirrende Geschichte, wo ich nicht rechtzeitig zur Taufe meiner Kinder komme, weil meine Socken zerrissen sind und ich keine intakten finde und ich plötzlich alleine bin, weil alle anderen Gäste – alle aus der adeligen Familie meiner Frau - plötzlich zur Tauffeier gefahren sind und mich vergessen haben und ich in den komischen Räumlichkeiten möglicherweise eines heruntergekommenen Hotels zurückgeblieben bin – ich wache also friedlich auf und plötzlich reißt mir ein Angstanfall ein Loch in meine Leibesmitte, dass es mir fast den Atem verschlägt. Keine Angst! Das werde ich spätestens in einer Stunde los geworden sein. Diese Angstanfall wird mich nicht umhauen; mich interessiert nur, woher er kommt und was er soll; der Mechanismus, der unter dieser Geschichte abläuft, und zwar psychisch, physisch und energetisch. Was den Traum betrifft wird noch der Landkrimi Steiermark, mit dem Tiroler Tobias Moretti als Grafen und Schloßherrn, den ich mir gestern Abend reingezogen habe, eine Rolle gespielt haben und die Schachtel mit den Socken, die ich erfolglos nach einem intakten Paar durchwühlt habe – ich kann mich erinnern, dass ich über das schlechte Licht im Raum geschimpft habe – dürfte ein sehr realistisches Versatzstück aus meiner Realität gewesen sein. Aber sonst? Welches „antike“ Drama verbirgt sich in dieser Geschichte? Und was war mit meinen Energieabläufen los? Ein wenig kribbelt es noch in meiner Körpermitte, aber die Angstattacke ist vorbei. Jetzt kommt das unwillkürliche tiefe Atmen der Erleichterung. Allerdings merke ich, dass die Atemzüge mehr den oberen Brustbereich weiten und sich noch nicht im Bereich der Leibesmitte ganz ausdehnen konnten (Zwerchfellhochstand; es drückt nicht richtig nach unten).
Ich döse ein. Als ich die Augen wieder aufschlage, spüre ich am linken Ringfinger einen stechenden Schmerz, weil sich die kantige Ecke des Notizbuches auf meiner Brust in den unteren Teil des Fingers gebohrt hat und wie ich sehe, eine rote Kerbe hinterlassen hat. Ich bewege den Finger, um seine Durchblutung zu fördern.
Als ich wiederum die Augen aufschlage, sehe ich vorn rechts im Mali-Lošinj-Bild, an der eckigen Kurve der Hafenpromenade eine mädchenhafte Gestalt in jubelnder Pose die Arme hochreißen.
Als ich beim nächsten Mal die Augen aufschlage, steht neben dem Mädchen eine dunklere Gestalt, den Kopf wie in Scham nach vorne gesenkt, es könnte ein Knabe sein.
Als ich wieder die Augen aufschlage, blicke ich in eine andere Richtung, nach rechts, und sehe die dort angetackerten Karten und Zeichnungen wie neu und ich staune über das, was ich sehe.
Um es kurz zu machen und endlich abzuschließen: bis ich nach unten zum Frühstücken gekommen bin, war es schon zwanzig nach zwölf.
(10.12.2024)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
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