Und wenn Wundertäter – als Zauberlehrlinge – vorher Wunder
üben müssen, um dann so ein Superwunder vollbringen zu können? Wenn das gar
nicht geht – nie ein Wunder und dann ein solches? Kann ich mich dann auf die
literarische Freiheit ausreden?
Eventuell auch das Zitat von Nikolai Chardschiew über Charms
für den Wundertäter verwenden: „Charms war nicht für diese Welt geschaffen. Er
war zu zerbrechlich, zu zart“
(Wikipedia, Artikel über Daniil Charms). Andererseits aber ein
kraftvoller Wundertäter. Verhältnis „göttliche“ und „menschliche“ Natur als
Vorbild nehmen? Nicht getrennt und unvermischt? Nachdenken! Das Dogma lautet:
unvermischt, unveränderlich, ungetrennt,
ungeteilt. Hm. Unveränderlich kann sich nur auf das strukturelle Verhältnis der
beiden Naturen beziehen, nicht auf die menschliche Natur in ihrer Entwicklung.
Egal! Lassen wir das vorerst. Ich kann ja schreiben, was ich will.
Änderung: Die „Himmelfahrt“ kann ruhig auch nach Amerika
führen. Mein Sinneswandel kommt aus einer Erinnerung, die in mir hochgestiegen
ist. Mir ist nämlich eingefallen, wie mir während meines Pariser Exils (Nummer
93 hier in der Schublade) in meiner Lieblingsbar – so eine Art Pariser Blue Box
(vgl. Nummer 87 „Maler Krönchen“ hier in der Schublade) – eine amerikanische
Studentengruppe begegnet ist, wo einer sich dann als mit russischer Abstammung
outete, und ich ihn fragte, ob er die Werke Daniil Charms kenne. Der weinte
fast vor Rührung und Glück, einen zu finden, der Charms kennt. Ich habe dann
gleich für die ganze Gruppe und mich Wodka bestellt, aber sie wollten nichts
trinken, weil sie am nächsten Tag etwas wichtiges vorhatten, auch der Russe
wollte nicht trinken, aber ich habe bemerkt, wie er geschwankt ist und gern mit
mir auf Charms angestoßen hätte; zuerst habe ich sie etwas gedrängt, aber, als
ich dann seine Qualen sah, habe ich ihm versichert, daß alles okay ist und daß
ich ihn verstehe und habe alle bestellten Wodkas alleine ausgetrunken. Oder
haben sie meine erste Runde noch mitgemacht, aber bei der zweiten gestreikt?
Egal! Also Amerika geht auch, obwohl mir die Unendlichkeit lieber wäre.
Noch eine Idee: der Wundertäter übt seine Wunder in anderen
Dimensionen; ich habe ja am Anfang geschrieben, daß er „in den Himmel geholt“
wurde – Himmel als schlampiger Begriff für Jenseits oder andere Dimensionen der
Wirklichkeit; schon eher dort wo die unterstützenden Kräfte wohnen. Vielleicht
ist das die Lösung für das Lehrlingsproblem – nämlich daß der Wundertäter hier
auf Erden kein Wunder übt, weil er seine Lehrzeit oben verbringt. Oder immer
wieder zu den Kursen hinreist. Ja, das könnte gehen.
Geht dabei nicht die Grundidee von Charms verloren, wenn ich
den Wundertäter eine Lehre im Jenseits machen lasse? Ja, sicherlich. Aber die
Idee Charms' geht sowieso verloren, wenn ich die Geschichte schreibe,
das ist unvermeidlich, daß sie sich verändert und auflöst. Erst recht, wenn ich
ihn hier auf Erden schlußendlich doch ein Wunder vollbringen lasse.
Inwieweit ist das denn Ideendiebstahl? Diebstahl … nun, ich
sage ja: diese Idee vom Wundertäter ohne Wunder habe ich von Daniil Charms aus
seiner Geschichte „die alte Frau“ genommen. Gut, er kann sich nicht wehren.
(Und seine Erben? Sein Verlag? Von rechtlichen Angelegenheiten habe ich keine
Ahnung.) Und immerhin, er wird gerettet.
Ich kann ja, wenn der Roman ein Riesenerfolg wird und ich
damit wohlhabend, einen ordentlichen Anteil am Gewinn Charms' Erben
und/oder einer unabhängigen Institution
zur Förderung russischer Schriftsteller überlassen. Da läßt sich eine
anständige Lösung finden. Wenn der Roman ein Riesenerfolg wird.
Frage an mich selber: glaube ich selber, daß der Roman ein
Erfolg wird? Glaube ich mir das selber? Glaube ich es mir nicht? Kann ich
glauben, daß ich mir das glaube respektive nicht glaube – weil ich es
dahinter heimlich doch nicht oder doch schon glaube? (Achtung! Nicht in den
K-Effekt abgleiten. Ulrich Freund, der K-Effekt. eine Kapitulationsurkunde. Vom
Unvermögen, eigenes und fremdes Leid zu lindern. Achenbach Verlag; 1976).
Traust du dir das überhaupt zu, einen Roman zu schreiben?
Kaum. Heimlich vielleicht doch. Das läuft wieder auf den K-Effekt hinaus! Das
ist ja völlig wurscht! Ich bin ein alter Mann und kann schreiben was ich will.
Möglicherweise bin ich auch ein gebrochener alter Mann mit angeknackstem Rücken
– na, dann schreibst halt Bruchstücke! Wäre schon schön, wenn daraus ein
wirklicher Roman entstünde. Das ja.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
Ich soll in den Wundertäterfragmenten nicht so viel über
mich schreiben, sondern über den Wundertäter.
©Peter
Alois Rumpf Februar 2016 peteraloisrumpf@gmail.com