285 Wundertäterfragment 5
Ich wurde gefragt (Augenzwinker!), wieso diese Pariser
Geschichte, die ich im Wundertäterfragment 4 erzählt habe, die
Amerikaperspektive geändert hat. Nun – es gibt jetzt einen Bezug Charms –
Amerika. Möglicherweise will Charms zu dem russischen Amerikaner flüchten,
vielleicht fühlt er sich bei ihm sicher, möchte sich dort umschauen und diese
irdische Welt noch nicht verlassen.
Hat der Wundertäter oder seine menschliche Natur
Depressionen? Liegt er oder seine menschliche Natur manchmal im Bett, deckt
sich zu und hüllt sich ein, bis er oder sie wieder im inneren Gleichgewicht
ist? Ja. Ja? Ja! Dann muß ich die Figur wieder umschreiben. Dann ist es nur
seine „göttliche“ Natur die weiß, was sie will und beschlossen hat, alle Kraft
bis zum finalen Wunder aufzuheben. Seine „menschliche Natur“ … „menschliche
Natur“ ist nicht ganz richtig, denn es gehört zur menschlichen Natur, daß der
Mensch Anteil an beiden – Himmel und Erde – hat. Wir nennen das, was wir bisher
„menschliche Natur“ genannt haben, ab jetzt „irdische Natur“; wenn man auf
Castaneda zurückgreift „Tonal“. Und das andere ist in dieser Diktion „Nagual“.
Dann nenne ich das jetzt auch anders; was ich bisher als „göttliche Natur“
bezeichnet habe, nenne ich ab jetzt … seien wir sehr geschwollen ...
„transzendentale Natur“. Ich fürchte „transzendent“ wäre angemessener; ich
bleibe trotzdem dabei. Dann geht aber „Natur“ nicht mehr, weil wir quasi schon
im „Übernatürlichen“ sind. Gut, dann rede ich ab jetzt vom „irdischen Anteil“
im Gegensatz zum „transzendentalen Anteil“, wobei ersterer wie eine Insel in
Zweiterem als seinem tragenden Urgrund schwimmt. Dann passt „transzendental“
vielleicht eh wieder besser. Aber Inseln schwimmen nicht! Trotzdem, es passt
besser: schwimmt. Und Wasser als „tragender Urgrund“? Klingt das nicht nach
einer ziemlich schiefen Metapher? Aber doch, panta rhei, wenn eigentlich alles
fließt, ich bleibe dabei. Sein irdischer Anteil kann Depressionen haben (weil
er nicht fließt).
Der Wundertäter liegt am Rücken und horcht in sich hinein.
Er ahnt von seinem transzendentalen Anteil und will ihn finden. Er hat gehört,
daß er in der inneren Stille zu finden ist. Dann redet er: ich spüre im Nacken ein
Ziehen. Ich spüre den Atem fast bis zum Hals. Und so weiter.
Eine Hand schiebt sich unter seinen Nacken und er weiß nicht
so recht. Ein wenig erstarrt er, macht sich zur Abwehr und Flucht bereit, wie
ein scheues, wildes Tier. Er verharrt in dieser Bereitschaft, aber redet
weiter: jetzt spüre ich ein Vibrieren im Bauch. Und so weiter.
Als sich die Hand wieder zurückzieht, merkt er, daß er
erleichtert ist.
Er legt seine Hände schützend auf sein Herz. Jetzt, jetzt
fühlt er sich wohl! Er merkt, daß er stark und gern allein ist. Für seine große
Tat, von der er nichts weiß, muß er allein sein; sein transzendentaler Anteil
sagt es ihm ohne Worte.
So liegt er, lange, bis er für die Welt bereit ist.
Kann das ein Text im Roman sein? Ich weiß nicht so recht.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite