277 Meine Himmelsrichtungen
Anscheinend will meine Haut aufplatzen. Sie kann oder will
meiner Zeitlupenexplosion nicht mehr standhalten. Meine Sterne gehörten rund.
Man und weib sieht, ich übertreibe gern und verstecke mich hinter Konjunktiv und Formulierungen.
Der rote Faden zieht sich nach links über die Decke. Immer
wieder läutet es an der Tür. Gottseidank bin ich nicht zuständig. Ich lümmel
mitten in einem lauten, schrillen Stilleben. Jubelndes Geschrei der abziehenden
Gruppe.
Hinter den Augen Heulen und an den Zähnen Knirschen. Also
ist meine Raumkapsel draußen, irgendwo im verlorenen Weltall. Das ist eine
Vorstellung voller Erhabenheit für mich. Allmählich schleicht sich die
vertriebene Müdigkeit zurück.
„Mehr Breite!“ lautet die Botschaft jetzt. Ich bin davon
erschrocken aufgewacht. Außer dem Dreck, ist da noch viel? Ich wundere mich
gerade, daß ich das alles aufschreibe. Habe ich meinen Größenwahn übersehen?
Wie geht das; so klein ist er nicht. Eine sicherlich unechte Erinnerung taucht
auf. Woher die wohl ihre Energie nimmt? Auch der Auftrieb kostet Kraft, oder
ist das ein Perpetuum mobile?
Eine kleine Fliege schwebt vor meinem unscharfen Blick, als
wäre sie bloß eine kleine Trübung, die auf meiner Netzhaut schwimmt. Ständig auf
einer endlosen Flucht vor einem imaginären Feind.
Die Zweige des Kirschbaums schmücken sich mit Regentropfen.
Im Osten stapeln sich viele Lebensfilme übereinander. Meine
Ordnung darin ist fragwürdig, aber lustig.
Zuerst krähen sie unten, dann schreien sie in den Süden und
rufen Karl. Ein feiner Mensch!
Meine linke Seite ist irgendwie heller und bewußtvoller als
die rechte. Hinter mir surrt der Ventilator bedrohlich. Ich schlage leicht auf
den Computer und er läßt sich wirklich einschüchtern und hört auf damit. Der
Westen ist aggressiv und humorvoll. Seine Scherze sind nicht immer angenehm.
Wenn ich aufmerksam nach Norden schaue, muß ich immer an
Eiger Nordwand denken und Traurigkeit erfüllt mein Herz. Der kalte Norden muß
hinter den vielen Bildern soviel leiden.
Ich werde meine Träume durch die Gegend schleudern und
schärfen, bis sie die Lügen problemlos durchschneiden und die Wahrheit
hervorquillt. Als ich meinen Kopf umdrehe ist kurz ein dunkler Balken in mein
Gesichtsfeld gehangen. Ich nehme aber auf solche Kokolores keine Rück-sicht
mehr. Virtute et exemplo. Der Ventilator traut sich jetzt wieder surren. „Ein
Schlag in das Genick, erhöht das Denkvermögen!“ Dieser Spruch eines Lehrers
fällt mir ein und things-liberation (auch Dinge haben eine Seele). Von unten
tönt es „Hallo!“, „Feuerwehr!“ und „Feuer!“
©Peter
Alois Rumpf Jänner 2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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