Freitag, 29. Januar 2016

277 Meine Himmelsrichtungen

Anscheinend will meine Haut aufplatzen. Sie kann oder will meiner Zeitlupenexplosion nicht mehr standhalten. Meine Sterne gehörten rund. Man und weib sieht, ich übertreibe gern und verstecke mich hinter Konjunktiv und Formulierungen.

Der rote Faden zieht sich nach links über die Decke. Immer wieder läutet es an der Tür. Gottseidank bin ich nicht zuständig. Ich lümmel mitten in einem lauten, schrillen Stilleben. Jubelndes Geschrei der abziehenden Gruppe.
Hinter den Augen Heulen und an den Zähnen Knirschen. Also ist meine Raumkapsel draußen, irgendwo im verlorenen Weltall. Das ist eine Vorstellung voller Erhabenheit für mich. Allmählich schleicht sich die vertriebene Müdigkeit zurück.

„Mehr Breite!“ lautet die Botschaft jetzt. Ich bin davon erschrocken aufgewacht. Außer dem Dreck, ist da noch viel? Ich wundere mich gerade, daß ich das alles aufschreibe. Habe ich meinen Größenwahn übersehen? Wie geht das; so klein ist er nicht. Eine sicherlich unechte Erinnerung taucht auf. Woher die wohl ihre Energie nimmt? Auch der Auftrieb kostet Kraft, oder ist das ein Perpetuum mobile?

Eine kleine Fliege schwebt vor meinem unscharfen Blick, als wäre sie bloß eine kleine Trübung, die auf meiner Netzhaut schwimmt. Ständig auf einer endlosen Flucht vor einem imaginären Feind.

Die Zweige des Kirschbaums schmücken sich mit Regentropfen.

Im Osten stapeln sich viele Lebensfilme übereinander. Meine Ordnung darin ist fragwürdig, aber lustig.

Zuerst krähen sie unten, dann schreien sie in den Süden und rufen Karl. Ein feiner Mensch!

Meine linke Seite ist irgendwie heller und bewußtvoller als die rechte. Hinter mir surrt der Ventilator bedrohlich. Ich schlage leicht auf den Computer und er läßt sich wirklich einschüchtern und hört auf damit. Der Westen ist aggressiv und humorvoll. Seine Scherze sind nicht immer angenehm.

Wenn ich aufmerksam nach Norden schaue, muß ich immer an Eiger Nordwand denken und Traurigkeit erfüllt mein Herz. Der kalte Norden muß hinter den vielen Bildern soviel leiden.

Ich werde meine Träume durch die Gegend schleudern und schärfen, bis sie die Lügen problemlos durchschneiden und die Wahrheit hervorquillt. Als ich meinen Kopf umdrehe ist kurz ein dunkler Balken in mein Gesichtsfeld gehangen. Ich nehme aber auf solche Kokolores keine Rück-sicht mehr. Virtute et exemplo. Der Ventilator traut sich jetzt wieder surren. „Ein Schlag in das Genick, erhöht das Denkvermögen!“ Dieser Spruch eines Lehrers fällt mir ein und things-liberation (auch Dinge haben eine Seele). Von unten tönt es „Hallo!“, „Feuerwehr!“ und „Feuer!“











©Peter Alois Rumpf  Jänner 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

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