Freitag, 22. Januar 2016

270 Morgenamüsement


Manchmal schaut man – oft in unstrukturierten Momenten - bei mir zum Beispiel gerne vorm Einschlafen – wo man die Gedanken einfach kreisen läßt und die Assoziationen laufen – da schaut man auf sich und das, was man tut oder nicht tut und warum, und hat dabei einen etwas offeneren, ehrlicheren Blick auf die eigenen Motive, sieht seine Ängste, die großen, die man gut versteht und über die man gut Bescheid weiß und die man erklären kann und ihre Geschichte erzählen, aber auch auf die kleinen Ängste, die unangenehmeren, die mehr mit Kleinlichkeit zu tun haben – was werden die anderen denken, wie stehe ich dann da – und wenn man dieses Konglomerat vor sich sieht und hinblickt, dann schaut das Ganze gar nicht toll aus, auch nicht edel bescheiden, sondern ein wenig schäbig. Jetzt, mitten in der Nacht, war so ein Moment. Halbherzig habe ich mich rauszuwinden versucht, ja, auch für diese kleinlichen Ängste kann ich Erklärungen finden, nur …   seufz     schnauf        würg        Äääääh      (Flucht in die Comic-Sprache)  es kommt nichts heraus dabei.

Es geht auch nur ums Standhalten.


Im Traum hat mir ein Mann per Post ein Gewehr geschickt, auf daß ich mich wegen meiner schlechten Texte erschießen möge. Ob es überhaupt ein echtes, funktionstüchtiges Gewehr war, konnte ich nicht feststellen. Ich könnte es auch in dieser Realität da nicht feststellen. Beim Aufwachen hat mich das sehr amüsiert und ich habe mir überlegt, ob ich damit zur Polizei gehen muß – soweit ich noch im Traum verfangen – oder müßte – soweit ich schon in dieser Welt war.

Ich gehe blitzschnell in Gedanken alle meine Gewohnheiten durch, auch die sexuellen, anscheinend eine interne Umfrage, aber bevor ich damit fertig bin, wache ich schon wieder auf. Auch davon ziehe ich es vor, amüsiert zu sein. Aha, bin ich heute auf feiner Pinkel unterwegs? Wie lange wird draußen auf der Straße diese Stimmung halten?

Jetzt ist von den Früchten die Rede. Von den Früchten der Arbeit, der Bemühungen und Anstrengungen, von den Früchten des Lebens …

Der Lärm in der Nachbarwohnung irritiert mich, jedoch nicht, weil er so laut wäre, nein, sondern weil er sich anhört, als käme er aus der eigenen Küche. Ein fremdes Wesen hantiert dort herum.

Jetzt bin ich in eine innere Pattsituation geraten – die Gedanken heben sich gegenseitig auf und die inneren Bilder sind fast leer, zumindest inhaltsleer, stellen nichts dar, wie leere Rahmen.
Warum fällt mir jetzt Italien ein und das italienische Schulsystem, das ich gar nicht kenne? Ist meiner Imaginationskraft schon fad?

Jetzt sind ein paar Typen wegen eines Nick-Cave-Konzerts unter einem auf Stelzen stehenden Hochhauses wie aufgescheucht herumgerannt. Gegen Nick Cave habe ich eine fragwürdige Aversion, die mehr auf sein Aussehen am Photo beruht und auf Eifersucht.

Eine weibliche innere Stimme mit ausländischem Akzent sagt: „ich kann dazu nicht kommen.“
Okay. Ist gut. Dann hören wir auf.

Jetzt stören mich die Geräusche der Nachbarwohnung doch, weil dort Musik läuft und durch die Wand nur Gewinsel dringt.









©Peter Alois Rumpf  Jänner 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

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