270 Morgenamüsement
Manchmal schaut man – oft in unstrukturierten Momenten - bei
mir zum Beispiel gerne vorm Einschlafen – wo man die Gedanken einfach kreisen
läßt und die Assoziationen laufen – da schaut man auf sich und das, was man tut
oder nicht tut und warum, und hat dabei einen etwas offeneren, ehrlicheren
Blick auf die eigenen Motive, sieht seine Ängste, die großen, die man gut
versteht und über die man gut Bescheid weiß und die man erklären kann und ihre
Geschichte erzählen, aber auch auf die kleinen Ängste, die unangenehmeren, die
mehr mit Kleinlichkeit zu tun haben – was werden die anderen denken, wie stehe
ich dann da – und wenn man dieses Konglomerat vor sich sieht und hinblickt,
dann schaut das Ganze gar nicht toll aus, auch nicht edel bescheiden, sondern
ein wenig schäbig. Jetzt, mitten in der Nacht, war so ein Moment. Halbherzig
habe ich mich rauszuwinden versucht, ja, auch für diese kleinlichen Ängste kann
ich Erklärungen finden, nur …
seufz schnauf würg Äääääh (Flucht in die Comic-Sprache) es kommt nichts heraus dabei.
Es geht auch nur ums Standhalten.
Im Traum hat mir ein Mann per Post ein Gewehr geschickt, auf
daß ich mich wegen meiner schlechten Texte erschießen möge. Ob es überhaupt ein
echtes, funktionstüchtiges Gewehr war, konnte ich nicht feststellen. Ich könnte
es auch in dieser Realität da nicht feststellen. Beim Aufwachen hat mich das
sehr amüsiert und ich habe mir überlegt, ob ich damit zur Polizei gehen muß –
soweit ich noch im Traum verfangen – oder müßte – soweit ich schon in dieser
Welt war.
Ich gehe blitzschnell in Gedanken alle meine Gewohnheiten
durch, auch die sexuellen, anscheinend eine interne Umfrage, aber bevor ich
damit fertig bin, wache ich schon wieder auf. Auch davon ziehe ich es vor,
amüsiert zu sein. Aha, bin ich heute auf feiner Pinkel unterwegs? Wie lange
wird draußen auf der Straße diese Stimmung halten?
Jetzt ist von den Früchten die Rede. Von den Früchten der
Arbeit, der Bemühungen und Anstrengungen, von den Früchten des Lebens …
Der Lärm in der Nachbarwohnung irritiert mich, jedoch nicht,
weil er so laut wäre, nein, sondern weil er sich anhört, als käme er aus der
eigenen Küche. Ein fremdes Wesen hantiert dort herum.
Jetzt bin ich in eine innere Pattsituation geraten – die
Gedanken heben sich gegenseitig auf und die inneren Bilder sind fast leer,
zumindest inhaltsleer, stellen nichts dar, wie leere Rahmen.
Warum fällt mir jetzt Italien ein und das italienische
Schulsystem, das ich gar nicht kenne? Ist meiner Imaginationskraft schon fad?
Jetzt sind ein paar Typen wegen eines Nick-Cave-Konzerts
unter einem auf Stelzen stehenden Hochhauses wie aufgescheucht herumgerannt.
Gegen Nick Cave habe ich eine fragwürdige Aversion, die mehr auf sein Aussehen
am Photo beruht und auf Eifersucht.
Eine weibliche innere Stimme mit ausländischem Akzent sagt:
„ich kann dazu nicht kommen.“
Okay. Ist gut. Dann hören wir auf.
Jetzt stören mich die Geräusche der Nachbarwohnung doch,
weil dort Musik läuft und durch die Wand nur Gewinsel dringt.
©Peter
Alois Rumpf Jänner 2016 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite