262 Herrgottsfrüh
Die Türme aus CeDes und Büchern wirken äußerst instabil,
aber sie bleiben ganz unbewegt, jetzt, in aller Herrgottsfrüh. Traumfäden
hängen noch im Raum herum. Die übliche Geräuschkulisse ist von einem fernen,
rotierenden Pulsieren unterlegt, wie von einem im Leerlauf laufenden Motor tief
im Innersten der äußeren Welt. Was der antreibt? Fährt der langsam all die
schlafenden Bewußtseine hoch? Und glüht jetzt schon vor, um in ein, zwei
Stunden voll auf Hochtouren zu laufen? Es ist noch zu früh für Späße. Ich fühle
mich noch aus dem Traum gebrochen, oder den Traum aus mir. Die Bruchstelle ist
noch offen. Die imaginären Grillen zirpen in voller Orchesterbesetzung drauf los,
aber nicht fröhlich, sondern starr und stur forciert, das privat surrende
Panikorchester. Irgendwie ist es lichter als gestern, aber nicht hell.
Ich lehne in Lauerstellung am Rande des Tages; ein früher
Jäger, der am Hochsitz einzuschlafen droht. Ich bin allein mit der Welt – da
habe ich das Gefühl, schon irgendwie zurechtzukommen. Nicht unbedingt elegant,
aber es gibt keine zensurierenden Zuschauer. Das Surren kommt mir zentral
gesteuert vor und der Dirigent läßt es anschwellen und abklingen, manchmal abrupt.
Meine Beine kommen mir plötzlich fremd, wie aus einem runden
Körper heraushängende Vogelfüße vor. Meine Arme fühle ich kaum, nur den Stift
in der Hand spüre ich da vorn in der Mitte. Ein vages, höflich zurückhaltendes
Gelächter kosmischer Wesen um mich. Jetzt bringt ein unspürbarer kosmischer
Wind alles zum Flattern. Zumindest jetzt, wo mir der Kugelschreiber beinah aus
der Hand fällt, gerät meine Schrift in Bewegung und zerrinnt am Papier als wäre
sie geschmolzen worden. Sich ständig bewegende Wahrnehmungsfetzen umkreisen
mich. Ein schmutziges Dreckslackenbier im Glas schäumt über und löst sich und
das Glas wieder auf. Plötzlich reißt irgendwer Unsichtbarer die unsichtbare Tür
auf und kommt mit seiner Bande still lärmend herein. Es ist nichts zu hören,
aber irgendein Pegel ist jetzt höher
gestellt, im unhörbaren Frequenzbereich lauter aufgedreht. Meine Ohren werden
innen mehrmals auseinandergezogen und schnellen gleich wieder zurück. Jetzt
eindeutiger Diesseitslärm. Stabilität ragt nun innen in die Welt hinein.
Es geht los, der Morgen beginnt.
Es geht los, der Morgen beginnt.
©Peter
Alois Rumpf Jänner 2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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