271 Lieschen
Haben die Damen auch meinen Blumenstrauß bewundert?
Schon in der ersten Volksschule habe ich begriffen, daß
Lieschen nicht Lieschen, sondern Lies-chen heißt, und zwar gleich
beim erstenmal, als mir das Wort begegnet ist!
Hinter den Liebenden (VI) lauert der Tod (XIII). Oder war es umgekehrt? Ist die XIII vor der VI gekommen?
Siebenundsechzig, siebenundsechzig, woran erinnert mich das?
Und was ist alles in Verstoß geraten?
Schlaflosigkeit ist eine feine Sache; diese Nachtstunden
sind kostbar, erquickend und still.
Mein Herz wirkt auf mich ein bißchen mitgenommen.
Mein Rücken ist ein bißchen gekrümmt.
Mein Geist ein wenig zerstreut und unkonzentriert.
Soziale Platzanweisungen können sehr früh geschehen.
Zweieinhalb Stunden vorher hätte ich alles auch noch ganz
anders gesagt.
Ich atme tief, aber das geht nicht so leicht bei
eingesunkenem Brustkorb. Und aufrichten? Ist nicht kuschelig genug.
Der Blick aus dem Fenster fällt auf mich selbst zurück. Ich
schaue mir zum ersten Mal beim Schreiben zu. Viel sieht man nicht. Nur so eine
Hand sich ein bißchen bewegen, eher ruckartig denn fließend. Und das nur, wenn
man genau hinschaut. Dafür sieht man sie doppelt. Das Gesicht bleibt im Dunklen
kaum erkennbar, schaut aber gerade deswegen gut aus. Die Lesebrillen machen
auch was her; ich habe ihrer mindestens zwanzig in der Wohnung verteilt. Mit
der Wahrheit nehm' ich es nicht immer so genau, auch nicht gegenüber Europe's
Noblest Woman.
Für alles gibt es eine Erklärung.
Ich wundere mich, warum die Brillen immer anlaufen und
verschmutzen. Ich weiß es nicht. Ich bin ja auch kein Physiknobelpreisträger.
Aber mit mir selber reden tue ich schon.
Ich lege den Dingen die Hände auf. Es muß in alten Zeiten
ein Bewußtsein von der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit gegeben
haben, weil „Ding“ verwandt ist mit dem Ratsversammlungs-Thing. Oder ein
Unterbewußtsein.
Ich lese gerade, daß rotwelsch „Ding“ Verbrechen bedeutet.
So schnell können sich die Dinge ändern! Und vermutlich auch die Ableitungen
der Wörter. Und meine sind ja immer etwas voreilig und pointenfokussiert.
Soll ich das jetzt um halb drei Uhr früh noch in den
Computer tippen? Ja, schon, dann bin ich es los.
`Tschuldigung.
©Peter
Alois Rumpf Jänner 2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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