Dienstag, 26. Januar 2016

274 Ein fremder Morgen

„So schreibe ich meine Texte“, erkläre ich, „im Gesicht noch verschlafen weil gerade aufgewacht, in die Bettdecke eingehüllt mit angezogenen Knien, drei Pölster im Rücken.“ So erkläre ich es meiner imaginierten Tochter, während die reale unten in der Küche ihr Frühstück bereitet.
Als ich die Anführungszeichen nachtrage, ruft eine Krähe; Krähenfüßchen? Gänsefüßchen? Ach, Blödsinn! Ich schreibe wie unter Zwang und schaue mir dabei verwundert zu.

Heute ist etwas anders; etwas, das die ganze Stimmung verändert. Eine Pattsituation, aber zwischen welchen Kräften? Der Morgen ist mir fremd, obwohl er aus den vertrauten Elementen besteht, zum Beispiel dem Gefühl, gut ausgeschlafen zu sein und der Angst.
Sicher, es saust eine jugendliche, drängende Kraft in der Wohnung herum, aber diese ist nicht das Befremdende.

Das Befremdende ist in mir.

Das Surren erlebe ich heute als einen langsamen, breiten Strom, der sich über mich ergießt, als stünde ich in einem trägen, zeitlupischen Wasserfall aus Tönen.
Ich höre einen Wind heulen und die Kinder spielen.

Ich glaube, das Befremdende sitzt doch in der vertrauten Angst. Gehört die Angst nicht zu unserem natürlichen Erbe? Eine fremde Installation? Paß auf, daß du die Dinge nicht verwechselst und vermischt.

Einerseits muß ich schreiben, andrerseits will ich diesen Text aufgeben. Und innen ein Gefühl, als würde mein Bewußtsein bald zusammenklappen.











©Peter Alois Rumpf  Jänner 2016    peteraloisrumpf@gmail.com


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