Sonntag, 7. Februar 2016

287 Wundertäterfragment 6

Darf der Wundertäter schlecht hören, weil er zu oft in Diskotheken und bei Popkonzerten war? Hat er überhaupt etwas mit diesen Kulten zu tun? Oder ist er nur bis zum Existentialismus gekommen? Darf er billige Scherze von sich geben, oder muß er sehr korrekt sein?

Alle diese Entscheidungen werden mir zu viel. Ich brauche ein Ur-Bild vom Wundertäter, einen Prototyp, zu dem ich immer zurückkehren kann, wenn mir die Gedanken zu sehr ausufern.
Ich nehme ein Photo und sage, das ist der Wundertäter, und gehe dann immer davon aus – welches Gewand trägt er, was sagen seine Gesichtszüge aus, was könnte er mögen, was könnte er machen. Das Photo müßte ich sorgfältig auswählen und dann die Figur des Wundertäters um dieses Photo herum zeichnen und alles, was ich mir ausdenke, an Hand dieses Photos überprüfen. Der Mann am Photo sollte ein unbekannter, auf den ersten Blick eher ein alltäglicher Mensch sein, aber auf den zweiten ein Geheimnis oder eine Kraft ausstrahlen. Im Moment denke ich eher an einen Mann aus den Fünfzigerjahren, oder von noch früher, etwa ein Typus wie Juan Ramon Jimenez, markantes Gesicht, das Stärke und Sensibilität vereint. Natürlich kann ich Juan Ramon Jimenez, einer meiner Lieblingsdichter, nicht als Prototyp nehmen; sein Bild war nur ein Beispiel, das nicht ganz trifft. Außerdem muß es das Bild eines Unbekannten sein. Ich werde mich in der Welt umschauen müssen. Vielleicht trägt der Wundertäter doch einen Bart.













©Peter Alois Rumpf  Februar 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

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