Mittwoch, 10. Februar 2016

292 Wundertäterfragment 7

Das Wundertäterthema ist ein wenig eingeschlafen, weil ich erst ein Photo finden muß. Muß ich das wirklich? Kann ich nicht weitermachen wie bisher?

Hat der Wundertäter Spinnweben in der Wohnung, die der übersieht? Wie wohnt er überhaupt, allein? Hat er eine Putzfrau (Putzmann – soll ich das einführen?) oder staubt er selber ab. Oder staubt er gar nicht, oder äußerst selten ab und der Staub wirbelt im Luftzug herum?
Große Wohnung, kleine Wohnung? Ich glaube schon, daß eher ein kleines Zimmer zu ihm passt. Das kleine Zimmer: in der Wohnung einer oder seiner Familie? In Untermiete, in einer Wohngemeinschaft, in einem Kloster? Allein in einer Hütte? Wie ist das Zimmer eingerichtet: gestylt, welcher Stil, durchdacht, geplant, zufällig, sorgfältig, nachlässig? Hat der Bücher? Viele, wenige? Ich warte auf das Photo.

Ich mache ihn eher bescheiden und arm; nicht zu intellektuell – schließlich muß er ja an einer lebendigen Kraft angeschlossen sein, sonst könnte er kein Wundertäter sein. Geistig ist er schon.

Süchtig darf er nicht sein, aber darf er süchtig gewesen sein? Hat er eine Drogenphase hinter sich und ist geläutert daraus hervorgegangen? Ist er durch den Drogenkonsum so sehr mit jenseitigen Kräften in Verbindung gekommen, daß er seine Wunderkräfte begriffen und über einen kalten Entzug - aus eigener Entscheidung - aufgehört, Körper und Geist gereinigt hat und dann mehr wußte als zuvor?

Ich bleibe dabei – er hält seine Wunderkraft zurück und sammelt sie, um das finale Wunder, die Rettung seines Schöpfers Charms, vollbringen zu können.

Damit komme ich wieder an den Anfang zurück: Ist er so sehr auf sein Ziel gerichtet, daß er seine Umgebung, sein eigenes Äußeres, sein eigenes Leben vernachlässigt, oder – im Gegenteil – daß er seinen Alltag dankbar als Übung und Training für sein Vorhaben nimmt. Dann wischt er eher selber den Staub. Wenn die Rettung Charms gelingen soll, muß es die zweite Variante sein.

Oder ganz anders. Könnte der Wundertäter – wenn er im christlichen Kontext geboren und aufgewachsen ist – jemand sein, der sich als Kind zum Priester berufen fühlte und dann damit nicht durchgekommen und gescheitert ist, und somit das Wunder der Wandlung von Brot und Wein, also von irdischen Substanzen in himmlische „Substanz“, nie vollzogen hat? Das wäre ein komplett anderer Ansatz. Die Idee mit dem finalen Wunder würde dann nicht mehr recht passen und es wäre noch weiter weg von Charms.
Er ist als Kind in Umstände geraten, die die Erfüllung seiner Berufung verhindert haben; er hatte nicht den Mut, oder die Kraft, oder die Selbstsicherheit, sie durchzusetzen. Und bleibt so ein Wundertäter ohne Wunder. Dann wäre er tatsächlich eine gescheiterte Figur. Er will zum Beispiel seine Eltern nicht verletzen und verzichtet und gehorcht und bis er merkt, daß er ihnen gerade so nicht helfen kann, ist es zu spät. (Keine Vollmacht zum Sündenvergeben etwa.) Er hat sich zu sehr in die ihm aufgedrängte Welt verstrickt und kommt sich wertlos vor.

Das wäre eine ganz andere Geschichte und ich müßte zurück zum Start. („Mensch ärgere dich nicht!“ „Keine Spur! Ich finde das auch eine aufregende Variante.“)

Und „der Wundertäter war von hohem Wuchs“ würde auch ausdrücken, daß er zu etwas großem angesetzt hat, so, als würde man hinter einem beschnittenen und zusammengestutzten Baum noch sein Urbild sehen können, aufrecht, frei, hochwachsend, aufragend.

Gäbe das genug für einen ganzen Roman her oder bliebe das eine kleine Episode am Rand.












©Peter Alois Rumpf  Februar 2016    peteraloisrumpf@gmail.com

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