293 Wundertäterfragment 8
Es war ein regenverhangener Tag im Feb... Es war ein regenverhangener Tag. Der kalte
... An einem regenverhangenen Tag im
Februar ging der Wundertäter warm eingehüllt …
Der kalte, stoßweise …. Wind … Es
ist diese Jahreszeit, wo der Winter seine Kraft schon verloren … Es ist die Jahreszeit, wo der Winter den
Krieg … … wo der Winter seinen Kampf
schon verloren hat, aber immer noch unangenehm zuschlagen kann. … Es ist diese
… Das ist diese Jahreszeit, wo die
Wiesen schon aper, aber … Der
Wundertäter schritt die Straßen entlang. Der Himmel wolkenverhüllt, … Am Himmel
treibt der Wind die Wolken … Am Himmel jagt der Wind die... seine Wolken
dramatisch … Am Himmel treibt der Wind seine Wolken umher und der trägt … und
der Regen klatscht dazu in unterschiedlicher Intensitäts...
Am grauen Himmel treibt der Wind seine Wolken und der Regen
… fällt dem Wundertäter auf den Kopf! Nein, nein, nein, so geht das nicht!
Es gibt diese Tage, manchmal schon im Jänner, aber meistens
im Februar, auch noch im März, bis in den April hinein, wo der Winter schon
vorbei, aber der Frühling noch nicht angekommen ist. Die Wiesen und Parks sind
braun und aper; schaut man genau, dann sieht man schon viele kleine grüne
Pflänzchen zwischen den abgestorbenen Gräsern und Unkräutern aufkommen, aber
das Grün kommt gegen das Grau des Himmels mit seinem dramatisch vom Wind
inszenierten Wolkentheater noch nicht richtig an, erst ein längerer Blick nimmt
das starke, regengewaschene Grün wahr, das verspricht, daß die Pflanzen
überleben und Frühling und Sommer unaufhaltsam kommen werden.
An so einem Tag geht der Wundertäter die graue Straße zum
Bahnhof entlang. Der Wind bläst ihm und der kleinen Stadt einen kleinen
Regenschauer zu, kalt und mit zustichelnden Regentropfen, der sehr bald wieder
aufhört und unter dem Geheul des Windes abzieht. Stoßartig arbeitet dieser Wind
an seiner Wolkendramatik herum, bis ihm eine kleine Lücke aufreißt und ein paar
Momente lang das Sonnenlicht durchkommt und die Straßen glänzen und das Grau
strahlen läßt. Hektisch versucht der Wind die Lücke zu schließen, es gelingt
ihm auch gleich, aber ein Nachglanz bleibt noch am Asphalt liegen.
Der Wundertäter mag solche Tage weniger, wenn er aus dem
Fenster schaut, aber liebt sie, wenn er durch die Stadt geht, warm eingehüllt
in seine dunkelblaue Winterjacke, die Kapuze über den Kopf gezogen. In festen,
warmen Schuhen eilt er ruhig und stetig in festen, starken Schritten dem
Bahnhof zu. Das Stadtzentrum mit dem großen, weiten Platz und der schönen
Altstadt hat er bereits durch ein paar enge Gassen verlassen; die Straßen
werden breiter, offener, die Häuser häßlicher und treten von der Straße weiter
zurück. Autoverkehr mit seiner Tankstelle und den fußgängerfeindlichen
Übergängen und Kreuzungen dominiert hier, kleine Häuser mit brettervernagelten
Erdgeschoßfenstern verfallen neben dem unvermeidlichen modernen Großsupermarkt,
von scheinfunktionaler Häßlichkeit, aufgemotzt mit grausligem und sinnlosen
Dekor, der schon zwei Tage nach der Eröffnung heruntergekommen wirkt.
Plastikmüll liegt herum. Ein paar einfache Einfamilienhäuser verstecken sich
hinter zart angegrünten Hecken und Gärten ins Grau, als wollten sie von der
Straße aus nicht gesehen werden. Nur eines versucht sich vergeblich mit
akuratest geschnittenem, kränklich gelblichen Rasen, einer überdimensionalen
Garagentür, großen, nachträglich in den ursprünglich kleinhäuslerischen Bau
eingefügten, modernen, häßlichen Fenstern und einer in scheußlichen Farben
lackiert wirkenden Fassade herauszuputzen; vergeblich wie alle diese
Verschönerungsanstrengungen größenwahnsinnig gewordener Gartenzwerge.
Der Wundertäter kennt das und kümmert sich nicht darum, er
nimmt den windgetriebenen Regen und die kalten, stechenden Regentropfen im
Gesicht wahr, als erfrischende Aufmunterung, er richtet sich von der Kälte
angestupst auf, innerlich jubelnd, jubelt dann über das Glänzen am Asphalt,
saugt das kurze Aufleuchten der häßlichen Umgebung im Sonnenlicht auf und seine
Wärme in seinem Gesicht und genießt es, sich im Vorhinein gegen die Windstöße
zu rüsten, die an ihm spielerisch und nicht unfreundlich herumzerren. Was für
ein herrlicher Tag! Daß die Tristesse dieser Nicht-Jahreszeit, die Tristesse
dieser Bahnhofsvorstadt so schön sein kann!
Er freut sich, daß kaum andere Menschen zu Fuß unterwegs
sind – die in den Autos sieht er nicht, und wenn doch, dann nicht als Menschen,
sondern als alienartige Wesen in ihren rückständigen Ufos aus schon vergangenen
Zeiten, hängen geblieben in einer Zeitablagerung, einer gleichgültig übriggelassenen Endmörane des
vorigen Jahrhunderts. Wie er überhaupt das Gefühl pflegt, eine Welt zu
durchschreiten, die ihn nichts angeht.
Auch im Zug, in den er bald steigen wird, wird er einen
Platz in einem möglichst leeren Abteil suchen, am liebsten an einem Fenster,
um auch während der Fahrt seine Augen an der vorbeiziehenden Landschaft, an den
herumziehenden Wolken, den Licht und Schattenspielen, am Nahen und Fernen weiden
zu können.
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