Jetzt liege ich schon zehn Minuten wach und warte auf den
ersten Satz. Jeden, der mir verschwommen, bruchstückhaft oder als ganzer durch
den Kopf marschiert ist, habe ich vorbeiziehen lassen; keiner hat mir gepasst.
Also greife ich zu Trick siebzehn und schreibe hin, daß ich keinen brauchbaren
Satz finde. Meistens genügt irgendein erster Satz, daß dieses Spiel los- und weitergeht.
Aber jetzt bin ich wieder steckengeblieben; der Assoziations- und Schreibmotor
ist abgestorben (als würde ich etwas von der Mechanikerei
verstehen).
Ich warte wieder. Dieses Warten und Dösen habe ich sehr
gern. Ich habe die Gedanken und inneren Bilder von der Leine gelassen und sie
können sich austoben (als ob ich etwas von Hundehaltung verstünde). Diesmal
scheinen sie sich jedoch auch bloß hingelegt zu haben.
Das macht nichts. Meine Schreibversuche sind ergebnisoffen.
Ah! Jetzt gehen die Traumfetzen los; das ergibt meistens super Stoff. Der erste
ist mir aber schon entglitten, ich sehe nur noch einen Kopf von hinten vor mir,
an einigen Stellen mit glitzernden Kristallen überzogen, sagen wir, zwei
Drittel der Kopffläche. Der lebt aber, der Mensch, gerade hat er sich bewegt.
Jetzt warte ich wieder. Meine Polsterung im Rücken ist nicht
optimal eingerichtet, etwas passt nicht. Das lenkt mich ab. Ich versuche, das
durch Neuschlichten der Pölster in Ordnung zu bringen.
So, besser.
Ich warte mit gezücktem Stift (ddu!!! (erhobener
Zeigefinger) – ich bin kein Freudianer!)
Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich nie vom Christentum
gehört hätte und auch von keiner anderen Religion? Besser oder schlechter? Wäre
ich leichter oder schwerer unterwegs? Meine Last größer oder kleiner? Hätte ich
auch Probleme mit meinem Kreuz oder wäre ich schon tot?
Zuerst merke ich es gar nicht, aber meine Ohren, die äußeren
wie die inneren, lauschen andächtig einem über die Stadt schwebenden Flugzeug.
Unangenehme Szenen steigen auf. Ich will von diesen
Erinnerungen nichts wissen. Ich versuche, diesen Schuldklumpen halbherzig
wegzuatmen.
Ein Unfall in der Traumwelt. Die näheren Umstände habe ich
nicht mitbekommen.
In meinen Fersen beginnt sich ein noch leichter Schmerz
aufzubauen, besonders in der linken, aber ich habe eine geniale Idee: ich
strecke meine angezogenen Füße aus.
Jetzt muß ich die Beine wieder anziehen, um meinem Notizbuch
eine Unterlage zu geben, denn ich habe den Döbereiner in Unterhose vorbeigehen
gesehen. Das kann ich mir und meinen Notizen nicht entgehen lassen: Döbereiner
ist in Unterhose an mir vorbeigegangen. Mit gesenktem Kopf.
Ich vertreibe einen, der mir beim Geldabheben am Bankomat
über die Schulter schaut. Er kommt wieder her und ich wende mich an das
Bankpersonal, dem das aber völlig wurscht ist. Wahrscheinlich sind sie mit
ihrem eigenen Personalabbau beschäftigt. Rette sich, wer kann.
Irgendein kranker Künstler – ich meine körperlich krank - …
oh! weg! Beim Formulieren entschlüpft, zurückgeflutscht. Verdammt! Der hatte
etwas sehr Interessantes gesagt, bevor er sich weggedreht hat. Irgendetwas zum
Thema Befreiung. Das weiß ich noch.
(Gönnung! Ich gehe in ein Kaffeehaus frühstücken!
(Eigentlich ist es ein Café,
aber dieses Wort vermeide ich zu schreiben, weil das Einfügen des é vorallem in gleicher Schrift
und Schriftgröße für mich computerisch minderkompetenten etwas umständlich
ist.))
(20./21.12.2017)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2017 peteraloisrumpf@gmail.com