In der Mitte der Stirn ein Bulk aus ziehender Masse,
darunter, an der Nasenwurzel, wird’s rinnend. Und kitzelt im Niesreiz. In der
Brust ein gerade schlafender Hustendrache, jederzeit bereit aufzuwachen und
loszubellen.
In den Augen Tränen; im Ohr findet man, wenn man ein wenig
bohrt, auch einen versteckten, unangenehmen Schmerz, ein wenig ungewöhnlich.
Jetzt explodiert's in der Nase, ein Kribbelschauer geht von
da aus durch den ganzen Körper und seine nähere Umgebung, selbst an den
Knöcheln flirrt und flimmert der Nachhall.
Jetzt ist der Husten wach und stößt seine Stöße nach außen,
relativ zivilisiert im Moment, in der Nacht war er stärker und schmerzhafter. Nervöses
Zehenbewegen, und Fingergeklopfe am Fensterbrett. Draußen schneit es in großen
Flocken, die pointillierte Landschaft ganz still, der mächtige Berg ist in den
Wolken verschwunden. Das Schneien wird immer schneller, als hätte es doch
Versäumnisangst, oder Angst zu spät zu kommen. Das Weib lackiert sich die
Fingernägel vor Hunger. Langsam und unaufhaltsam bereitet sich das Niesen vor,
schwebt vor meinem Gesicht herum, tränt meine Augen, kitzelt und reizt, bis es
endlich explodiert, von einem Ahhh!-Schrei begleitet, die Nase rinnt, das
367igste Taschentuch zum Wegwerfen, die Nase rinnt immer noch, um das Schreiben
nicht zu unterbrechen ziehe ich den Rotz auf, aber diesen Wettkampf verliere
ich; als ein Tropfen ins Notizbuch zu stürzen droht, lege ich den Schreibstift
schnell weg und greife schnell nach dem Taschentuch, schon feucht, gleich
wieder zum Wegwerfen, 368, versuche zu schreiben, während ich mit der linken
Hand ein Taschentuch an die Nase halte. Geht so lala.
Mir fällt auf, wenn ich
die niederfallenden Schneeflocken vorm dunklen Hausdach draußen durch das drei
Meter entfernte Fenster betrachte, wirken sie hektisch und schnell. Wenn ich
ans Fenster trete und das Gesamtbild betrachte, mit der Landschaft, die im
Wolkenschleier noch zu sehen ist, wirkt alles ruhiger und friedlicher. 369.
370.
Manche Schneeflocken scheinen nicht landen zu wollen,
verständlich, noch besteht die Gefahr, am Boden zu schmelzen. Ein Hustenanfall
shattert meine Handschrift, während meine Nase abgewischt werden will. Schon wieder
bildet sich ein Tropfen, Kugelschreiber weg, Taschentuch, wisch, tupf, die Haut
ist an den Nasenlöchern schon etwas wundgerieben. Manche Schneeflocken streben
kurz vorm Landen in der Wiese wieder in die Höhe. Rotz, schneuz, 371.
Diese Gefühl einer Sperre im Kopf oder knapp vorm Gesicht,
eine bamstige Sperre aus der es ständig rinnt. 372 und 373, ich komme mit dem
Wegwerfen nicht nach.
Und jetzt, unten in der Gaststube, kommt wieder eine
Explosion, die bläst es mir bei der Nase, dem Mund, den Ohren und hinten
hinaus, wie der steirische Panther auf alten Darstellungen sein Feuer,
letzteres völlig unerwartet, in aller Öffentlichkeit. Boden tu' dich auf, damit
ich versinken kann. Er tut es nicht, dafür schmerzt wieder das Kreuz, das war
schon vorbei.
©Peter
Alois Rumpf März
2016
peteraloisrumpf@gmail.com