Freitag, 15. April 2016

339 Die Wangenknochen

Es ist früher als sonst und das Wasser läuft mit einem satten Rauschen in die Badewanne. Nicht für mich. Ich liege im Bett und bleibe noch liegen.

Ich verschreibe mich leicht und oft, und jetzt war es das erste Mal, daß ich irrtümlich statt „ich“ ein anderes Wort geschrieben habe. Sonst ist es umgekehrt, ich will ein Wort schreiben und schreibe irrtümlich „ich“; statt „ist“ zum Beispiel. Aber wen brauchen schon die Spielchen des Ego interessieren, davon geht nichts erhellendes aus.

Die Katze fordert ihr Gestreicheltwerden fast aggressiv ein.

Ist das ein Muskelkater im Gesicht? Das Ziehen und leicht Verkrampfte? Wo war ich in den Träumen? Was mußte ich auskämpfen?
Am Gaumen ist irgendetwas, das bis in die Wangen und Nebenhöhlen ausstrahlt. Ich fahre mit der Zunge dorthin. Ja, ja, ich spüre es deutlich.
Jetzt werde ich müde und die Augen fallen mir zu. Ich wische noch die Katzenhaare vom Papier, dann lege ich das Zeug weg und gehe in die Meditation. Sofort fühle ich mich am Rücken liegend schweben, aber mit einem komischen Schieben von links, ein leichter Drall, als wollten sie mich von meinem Schwebebett abwerfen.

Am stärksten spüre ich die Wangenknochen, als hätte sich das Erröten von den Wangen bis zu den Knochen durchgebrannt; die Konditionierung auf Scham und Wut ist nicht nur Fleisch und Blut übergegangen, blamiert bis auf die Knochen, sondern hat dort ein Brandmal hinterlassen, denn im Augenblick fühle ich weder Wut noch Scham.
Lange bleibe ich in dieser unheiligen Balance - weil Innere Stille ist es nicht. Auch mein Geist läuft nicht allzu weit davon und kommt immer wieder zurück, still jedoch ist er nicht.
Dann reißt mich ein lautes Rufen unten aus diesem Zustand. Es gilt nicht mir und löst einen leichten Schock aus.












©Peter Alois Rumpf    April 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


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