Donnerstag, 14. April 2016

334 Der schale Geschmack im Mund

Der schöne, fruchtbare Regen in der Nacht.
Der helle, sonnige Morgen.

Ein leichtes, feines, kaum wahrnehmbares Zittern ist in meiner rechten Hand und läuft den Arm hinauf. Die Welt spricht nicht mehr zu mir. Was habe ich getan? Oder ist meine Wahrnehmung überfordert und außer Gefecht gesetzt? Das Licht am Tunneleingang, durch den ich gekommen bin, entfernt sich immer mehr; vom anderen Ende ist noch nichts zu sehen. Das Surren umkreist meinen Kopf laut und intensiv, als wäre ich in einem unsichtbaren Hubschrauber. Aber abheben kann ich nicht, ich falle immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. So oder so geht nichts weiter. Die schnurrende Katze verlagert den Geräuschschwerpunkt nach außen. Bipolare Störung sozusagen. Jetzt etabliert sich das Weckerticken als dritte Geräuschzentrale. In meinem Zentrum kreist das Surren nicht mehr, sondern sitzt mir auf den Schultern und umschließt meinen Kopf, besonders die Ohren.

Die helle Lichtsäule beim Fenster hat zunächst optimistisch gewirkt, jetzt wirkt sie müde. Sie strahlt immer noch, aber hohler, substanzloser, leerer. Was ist da wirklich los!? Alles löst sich auf, aber vergeht trotzdem nicht. Seelenlose Formen bleiben zurück, die sinnlos herumliegen, stehen, hängen. Beziehungslos und stumpf. Und ich mitten drin, dumb, taub, dumm.

Habe gerade mit meiner verschwommenen Wahrnehmung einen „falschen“ Gegenstand zusammengebaut. Ich kann es sogar wiederholen. Ich habe trotzdem nicht den Eindruck, einem Geheimnis auf der Spur zu sein. Ja, das ist es, ich habe die Spur verloren! Ich navigiere nicht mehr. Hänge ich fest? Jetzt bewegt sich wieder etwas da vorne, vermutlich ist es das Rollo im Luftzug, das die Lichtsäule ins Pulsieren bringt. Auch das nur ein leerer Effekt.

Es fühlt sich so an, als würde ich mir auch meinen Puls bloß ausdenken. Dieser schale Geschmack im Mund.
















©Peter Alois Rumpf    April 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


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