333 Die Karte mit der Nummer Dreizehn
Ich blicke erfolglos herum. Ich finde nichts, von dem
Inspiration ausgeht. Alles ist verstummt. Oder meine Augen sind stumpf
geworden.
Ich fühle nach innen, auch da finde ich nichts. Meine Seele
wirkt ausgelaugt und leer. Diese ungute Leere, wo alles vollgeräumt ist mit
leeren Hüllen und herumliegenden Resten, Bruchstücken.
Ich schaue wieder herum und führe meinen Blick über die
Schrunden, Flecken, Unebenheiten der Wände, aber die Augen erholen sich nicht.
Mein Blick bleibt gleichgültig und erfreut sich nicht. Mir fallen immer öfter
die Augen zu.
Die Zähne zusammengebissen wache ich auf. Wo habe ich durch
müssen? Keine Ahnung. Komm, entspann dich. Ich ziehe die Luft in einem tiefen,
langen Atemzug tief ein, und lasse sie erleichtert wieder ausströmen. Der
verspannte Brustkorb weitet sich im nächsten Atemzug. Ein kleiner innerer
Taumel erfaßt mich, bringt mir meine Gedanken durcheinander. Das Ausatmen
geschieht leiser als das Einatmen. Jetzt denke ich an die vielen
alleingelassenen Frauen (dem andrängenden Folterbild gebe ich jetzt nicht nach.
So sehr darf mein Onkel mein Seelenleben nicht bestimmen), wie sie sich
durchschlagen müssen. Jetzt kippen meine Gedanken ganz woanders hin, und ich
spekuliere, ob auch ich bald gekündigt werde. Ein ungutes Gefühl beschleicht
meine Innereien und versetzt meinen Bauch in leichte Aufregung. Ein tiefer,
seufzender Atemzug bringt mich wieder auf andere Gedanken.
Die da, das sind keine ehrlichen Leute, sie betrügen auch
sich selbst. Auf die kann man keine Hoffnung setzen.
Eine Klage vor Gericht wäre auch nicht schlecht, aber ich
würde mir das nicht antun. Ich bin kein Rebell und auch kein Robin Hood.
Steuern! Steuern! Ja, ja, der Ustinov! Endlich wieder lächeln. Gebt
Schwermütigen nicht zu viel Macht, aber läßt sie auch nicht verhungern.
Einen schönen Tod muß man sich erst verdienen. Auch ich
werde durch einiges Schmerzhaftes hindurch müssen. Ach, was ein gelungenes,
ehrliches, rechtschaffenes Leben wert wäre! Ein Leben, das mit dem eigenen
freien Gewissen übereinstimmt, nicht verzerrt von Gier und Neid; ohne hämisch
grinsenden Berater zur Seite.
Ich lerne schon noch über mich. Es ist noch nicht vorbei.
Mein leerer Schreibtischsessel starrt mich herausfordernd
an.
Verstehe ich Sie richtig, Sie wollen mit mir nicht mehr
reden? Nicht nur jetzt nicht, sondern überhaupt nicht mehr? Ich wollte Sie
nicht belästigen, ich wollte das Ganze nur verstehen. Jetzt werde ich mit dem
Wenigen zurechtkommen müssen. Ich werde mich anstrengen.
©Peter
Alois Rumpf April
2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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