Montag, 4. April 2016

324 Nachtrag 24.3.

In der Mitte der Stirn ein Bulk aus ziehender Masse, darunter, an der Nasenwurzel, wird’s rinnend. Und kitzelt im Niesreiz. In der Brust ein gerade schlafender Hustendrache, jederzeit bereit aufzuwachen und loszubellen.
In den Augen Tränen; im Ohr findet man, wenn man ein wenig bohrt, auch einen versteckten, unangenehmen Schmerz, ein wenig ungewöhnlich.

Jetzt explodiert's in der Nase, ein Kribbelschauer geht von da aus durch den ganzen Körper und seine nähere Umgebung, selbst an den Knöcheln flirrt und flimmert der Nachhall.

Jetzt ist der Husten wach und stößt seine Stöße nach außen, relativ zivilisiert im Moment, in der Nacht war er stärker und schmerzhafter. Nervöses Zehenbewegen, und Fingergeklopfe am Fensterbrett. Draußen schneit es in großen Flocken, die pointillierte Landschaft ganz still, der mächtige Berg ist in den Wolken verschwunden. Das Schneien wird immer schneller, als hätte es doch Versäumnisangst, oder Angst zu spät zu kommen. Das Weib lackiert sich die Fingernägel vor Hunger. Langsam und unaufhaltsam bereitet sich das Niesen vor, schwebt vor meinem Gesicht herum, tränt meine Augen, kitzelt und reizt, bis es endlich explodiert, von einem Ahhh!-Schrei begleitet, die Nase rinnt, das 367igste Taschentuch zum Wegwerfen, die Nase rinnt immer noch, um das Schreiben nicht zu unterbrechen ziehe ich den Rotz auf, aber diesen Wettkampf verliere ich; als ein Tropfen ins Notizbuch zu stürzen droht, lege ich den Schreibstift schnell weg und greife schnell nach dem Taschentuch, schon feucht, gleich wieder zum Wegwerfen, 368, versuche zu schreiben, während ich mit der linken Hand ein Taschentuch an die Nase halte. Geht so lala.
Mir fällt auf, wenn ich die niederfallenden Schneeflocken vorm dunklen Hausdach draußen durch das drei Meter entfernte Fenster betrachte, wirken sie hektisch und schnell. Wenn ich ans Fenster trete und das Gesamtbild betrachte, mit der Landschaft, die im Wolkenschleier noch zu sehen ist, wirkt alles ruhiger und friedlicher. 369. 370.

Manche Schneeflocken scheinen nicht landen zu wollen, verständlich, noch besteht die Gefahr, am Boden zu schmelzen. Ein Hustenanfall shattert meine Handschrift, während meine Nase abgewischt werden will. Schon wieder bildet sich ein Tropfen, Kugelschreiber weg, Taschentuch, wisch, tupf, die Haut ist an den Nasenlöchern schon etwas wundgerieben. Manche Schneeflocken streben kurz vorm Landen in der Wiese wieder in die Höhe. Rotz, schneuz, 371.

Diese Gefühl einer Sperre im Kopf oder knapp vorm Gesicht, eine bamstige Sperre aus der es ständig rinnt. 372 und 373, ich komme mit dem Wegwerfen nicht nach.

Und jetzt, unten in der Gaststube, kommt wieder eine Explosion, die bläst es mir bei der Nase, dem Mund, den Ohren und hinten hinaus, wie der steirische Panther auf alten Darstellungen sein Feuer, letzteres völlig unerwartet, in aller Öffentlichkeit. Boden tu' dich auf, damit ich versinken kann. Er tut es nicht, dafür schmerzt wieder das Kreuz, das war schon vorbei.







©Peter Alois Rumpf    März 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite