Dienstag, 15. März 2016

317 Die Arbeit ruft

Mir fehlen die Worte. Und wenn sie kommen, verschwinden sie wieder, sinken wieder zurück in das Chaos, aus dem sie gekommen sind. Ich liege da wie in einer Pieta ohne Maria, aber ich lebe noch und habe keine sichtbaren Wunden. Und von einer kommenden Auferstehung ist weit und breit nichts zu spüren.
Meine Base Andrea fällt mir ein, nachdem ich es verworfen habe, vom baldigen Liegen in der Grabkammer zu phantasieren. (Grabkammer! Wer würde meinem Leichnam soetwas zur Verfügung stellen! Und warum auch!)

Komm, bleib irgendwie da! Irgendwie; es muß nicht elegant sein.

Ich bin noch ganz benommen vom Schlaf und den befremdenden Begegnungen beim Träumen. Die Wirklichkeit um mich ist noch nicht ganz ausgehärtet; vor Ratlosigkeit laß ich mein Haupt zur Seite fallen.
Ratlosigkeit – ich meine, mein Rationalsystem ist noch nicht ganz hochgefahren; die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, die Ratsversammlung des Common Sense.

Wo stamme ich eigentlich her? Was sind die Vorgaben meiner Vorfahren? Wer waren sie? Wie lebten und wie starben sie? Was hat sie angetrieben? Oder ließen sie sich treiben? Welches Feuer geben sie im Stafettenlauf weiter? Und habe ich es in die Lacke fallen lassen, im Regen, weil mir die niedergebrannte Fackel in der Hand zu heiß geworden ist?

Komm, bleib da! Irgendwie, es muß nicht elegant sein.

Die elegische Musik der Regentropfen, sehnsuchterzeugend und in den Rhythmen hochkonzentriert, von den drei Klavierspielerinnen des Schicksals mit dramatischen Pausen durchsetzt, spannungsgeladen und voll von Intensität.
Jetzt wird die Melodie des Regens leichter, schneller. Wie komme ich jetzt auf den Mädchenschänder Goethe? Hat das mit mir oder meinen Vorfahren zu tun? War es das, was meine Vorfahren antrieb? Waren alle meine Urmütter missbrauchte Frauen?

Komm, bleib da. Ich spüre noch …  versunken.

Komm, bleib da, die Arbeit ruft! (wie ruft sie denn? Hi?)











©Peter Alois Rumpf    März 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite