Donnerstag, 17. März 2016

320 Ein fröhlicher Tag

Ein freier Tag. Ganz entspannt. Lesen am Morgen. Das Leselicht hin und her drehen. Wie es mir gefällt. Die Katze tretelt mir auf den linken Fuß. Das Surren klingt fröhlicher. Im Frühtau zu Berge … Und die Morgenfrühe, das ist … . Gibt’s zu, daß es dafür zu spät ist, immerhin achtuhrdreißig. Durchatmen. Ein inneres Lachen ohne Grund. Abgrundtief. Die Waschmaschine läuft schon im Kreis. Die Erde in den Blumenkisterln ist noch feucht genug. Durchatmen. Ich bin der geborene Pensionist. Ohne Verpflichtungen würde ich am meisten entdecken. Eine fürstliche Pension auf Lebenszeit, wegen Verdienste um irgendwas. Im Kapitalismus kann ich mich nie behaupten. Verkappter Monarchist. Bitte, schreib her, daß das nicht dein Ernst ist! Sonst verlierst du viele Leser. Es ist ein fröhlicher Tag. So viele Leser habe ich auch wieder nicht, daß ich viele verlieren kann. Umso schlimmer, wenn du welche verlierst. Es kann nichts verloren gehen, was einem wirklich „gehört“. Obwohl: bei Lesern würde es gut passen von „ge-hören“ zu reden, denn beim Lesen horchen sie mit dem inneren Ohr. Vielleicht kommen ja sie auch zu Lesungen. Also die Anführungszeichen sind nicht nötig. Nötig ist nur eine Pension, aber nicht wegen eingezahlter Beiträge, sondern wegen Verdienste. Sag, geht’s dir heute zu gut? Du wirst üppig! Das ist doch völlig egal, mein Schiff ist gar nicht unsinkbar. Manchmal ahne ich schon den Eisberg. Oder bilde es mir ein. Welches Bild habe ich mir hereingeholt? Ach, heute erlaube ich mir alles; selbst Urteilssprüche und den Pensionsanspruch.

Wie mir die selbstbehauptungsgestylten und durchsetzungsgeilen Künstler auf die Nerven gehen! Und nicht nur die Künstler. Ja, ja, natürlich spricht da der Neid. Aber heute ist mir das alles egal. Heute spreche ich alle Sprachen. Zungenreden sozusagen. Möglicherweise von einer Zunge, die im Schreck verschluckt wurde.

Idioten ist nichts verboten. Die Piloten kriegen Schläge auf die Pfoten. Das wäre noch das Schönere, daß Piloten mehr erlaubt ist als eigenen Menschen. Die Technik darf nicht über die anderen siegen. Idiotische Hymnen sind eigene Lieder. Singe ich wirklich eigene Lieder oder stierl ich nur in meinem Kopf im Bilder- und Notenarchiv der Müllhalde des Menschengeschlechts herum? Selbst diese Frage kann mich heute nicht aus der Bahn werfen. Es ist verboten, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen. Das steht auf jedem Zugfenster. Oder war das früher? Ach ja – heute kann man keine Zugfenster mehr öffnen. Auch ein Grund, warum die Technik nicht siegen hätte dürfen. Entmündigung und Enthändigung: ich darf mit meinen eigenen, idiotischen Händen das Fenster nicht öffnen. Dieser rationalistische Geist ist unglaublich totalitär. Und was ist mit der Waschmaschine? (Wahrscheinlich hat sie das Im-Kreis-Laufen von der Formel eins gelernt.)

Ich muß schon zugeben, ich bin kein echter Idiot. Das macht mich jetzt ein wenig traurig. Gottseidank nur so viel, daß ich es noch genießen kann. Aber über „privat, ungelehrt, laienhaft“, unautorisiert könnte ich es schon noch hinbekommen. Ein unautorisierter Autor. Außerdem muß es ja auch Gehilfen geben und Leute, die im Weggeworfenen herumklauben. Klauben heißt nichts wissen. Aber da finden wir doch manchmal etwas schönes.








©Peter Alois Rumpf    März 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


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