320 Ein fröhlicher Tag
Ein freier Tag. Ganz entspannt. Lesen am Morgen. Das
Leselicht hin und her drehen. Wie es mir gefällt. Die Katze tretelt mir auf den
linken Fuß. Das Surren klingt fröhlicher. Im Frühtau zu Berge … Und die
Morgenfrühe, das ist … . Gibt’s zu, daß es dafür zu spät ist, immerhin
achtuhrdreißig. Durchatmen. Ein inneres Lachen ohne Grund. Abgrundtief. Die
Waschmaschine läuft schon im Kreis. Die Erde in den Blumenkisterln ist noch
feucht genug. Durchatmen. Ich bin der geborene Pensionist. Ohne Verpflichtungen
würde ich am meisten entdecken. Eine fürstliche Pension auf Lebenszeit, wegen
Verdienste um irgendwas. Im Kapitalismus kann ich mich nie behaupten.
Verkappter Monarchist. Bitte, schreib her, daß das nicht dein Ernst ist! Sonst
verlierst du viele Leser. Es ist ein fröhlicher Tag. So viele Leser habe ich
auch wieder nicht, daß ich viele verlieren kann. Umso schlimmer, wenn du welche
verlierst. Es kann nichts verloren gehen, was einem wirklich „gehört“. Obwohl:
bei Lesern würde es gut passen von „ge-hören“ zu reden, denn beim Lesen horchen
sie mit dem inneren Ohr. Vielleicht kommen ja sie auch zu Lesungen. Also die
Anführungszeichen sind nicht nötig. Nötig ist nur eine Pension, aber nicht
wegen eingezahlter Beiträge, sondern wegen Verdienste. Sag, geht’s dir heute zu
gut? Du wirst üppig! Das ist doch völlig egal, mein Schiff ist gar nicht
unsinkbar. Manchmal ahne ich schon den Eisberg. Oder bilde es mir ein. Welches
Bild habe ich mir hereingeholt? Ach, heute erlaube ich mir alles; selbst
Urteilssprüche und den Pensionsanspruch.
Wie mir die selbstbehauptungsgestylten und
durchsetzungsgeilen Künstler auf die Nerven gehen! Und nicht nur die Künstler.
Ja, ja, natürlich spricht da der Neid. Aber heute ist mir das alles egal. Heute
spreche ich alle Sprachen. Zungenreden sozusagen. Möglicherweise von einer
Zunge, die im Schreck verschluckt wurde.
Idioten ist nichts verboten. Die Piloten kriegen Schläge auf
die Pfoten. Das wäre noch das Schönere, daß Piloten mehr erlaubt ist als
eigenen Menschen. Die Technik darf nicht über die anderen siegen. Idiotische
Hymnen sind eigene Lieder. Singe ich wirklich eigene Lieder oder stierl ich nur
in meinem Kopf im Bilder- und Notenarchiv der Müllhalde des Menschengeschlechts
herum? Selbst diese Frage kann mich heute nicht aus der Bahn werfen. Es ist
verboten, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen. Das steht auf jedem
Zugfenster. Oder war das früher? Ach ja – heute kann man keine Zugfenster mehr
öffnen. Auch ein Grund, warum die Technik nicht siegen hätte dürfen.
Entmündigung und Enthändigung: ich darf mit meinen eigenen, idiotischen Händen
das Fenster nicht öffnen. Dieser rationalistische Geist ist unglaublich
totalitär. Und was ist mit der Waschmaschine? (Wahrscheinlich hat sie das
Im-Kreis-Laufen von der Formel eins gelernt.)
Ich muß schon zugeben, ich bin kein echter Idiot. Das macht
mich jetzt ein wenig traurig. Gottseidank nur so viel, daß ich es noch genießen
kann. Aber über „privat, ungelehrt, laienhaft“, unautorisiert könnte ich es
schon noch hinbekommen. Ein unautorisierter Autor. Außerdem muß es ja auch
Gehilfen geben und Leute, die im Weggeworfenen herumklauben. Klauben heißt
nichts wissen. Aber da finden wir doch manchmal etwas schönes.
©Peter
Alois Rumpf März
2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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