Mittwoch, 16. März 2016

319 Endlosschleife

Die übliche Lebensangst am Morgen, gepaart mit der der Existenz. Das gehört schon zu meiner Folklore. Trachtenverein zu Erhaltung des Unbrauchbartums. Die Angst schneidet in meinem Inneren herum wie ein wahnsinniger Kettensägenfetischist. Ich fühle mich alleingelassen und fremd in der Welt. Mensch! Kannst du nicht einmal etwas anderes anziehen? Trachte doch einmal nach Kleiderwechsel. Oder fehlt dir dafür die Anziehungskraft? Irgendetwas in mir bleibt sowieso unbeeindruckt. Dem gefällt sogar das Fremdkörperpickerl am Brückengeländer, genau an der Stelle, wo ich immer die Donau grüße, obwohl meine Vorhaben und Pläne zu scheitern drohen. Aus Angst. Angstvoll. Angstgetrieben. Angstbremser. Ängstlich lasse ich alles fallen und ergebe mich dem Schicksal – oder was ich dafür halte. Beratungsresistent. Verkaufe meine Seele auf Raten. Oder noch absurder: ich habe meine Seele verschleudert und muß jetzt auf Raten den Verkaufspreis abzahlen.
Wie gesagt, ein Teil von mir bleibt unbeeindruckt, kann aber nicht lachen. Das ist alles sehr kompliziert. Kompliziert ist unzentriert. Ach, das weißt du ja schon, daß in deiner Mitte nichts ist. Dafür ist das Drumherum gar nicht so schlecht. „Wie war das mit deinen Schwestern?“ fragt mich Herr Hühnchen, ein Hüne von Gestalt. Das Absurde hat heute keinen Humor. Schade. Dann wird das ein müder Tag. Und ein müder Text. Komm, gib Pfeffer rein! Au weh! Nur nichts verraten. So komme ich nicht weiter. Na und? Dann bleibe ich eben da. Die Spargelfelder an der Autobahn fallen mir ein. Haare und Zähne fallen mir aus. Ätsch! Hilft nix! Die Suppe bleibt müde und lind. Das Salz ist schal geworden. Ich bin schal. Mein Lebensfluß ist ausgetrocknet, der Schreibfluß fade.
Der Dings schaut auch schon ziemlich alt aus. Schönen Gruß an Frau und Herrn Holle. Holland hätte dann eine ganz andere Bedeutung.

Jetzt fällt's mir wieder ein, warum ich keine Mitte habe: ich bin eine fade Nummer, die sich verausgabt hat. Auch egal. Allmählich verliere ich wirklich die Kontrolle und falle in den Dämmerzustand knapp vorm Schlaf zurück. Der Wecker zeigt mir eine ziemlich falsche Zeit. Was macht der Wächter meiner Kraft? Ich bin der Erste heute und der letzte. „Da kommt Freude auf!“ - ist sicher ein Nazispruch; kommt aus dem Krieg freudloser Männer und fader Nummern. Behaupte ich einmal. Wie sagt Mozart? „Aus einem traurigen Arsch kommt kein lustiger Furz.“

Endlosschleife. Schalte wer das Gerät aus!

Sobald ich die Augen schließe, liege ich immer noch im Bett. Aber das Leben spielt sich voll ab. Meine Kinder sind da und kommen und gehen. Fremde Leute treten ein in die dunkle Stube – Freunde – Feinde – nicht ganz klar. Zwei Leib Brot liegen am Boden und wuseln plötzlich mit einer kleinen Portion Hund herum. Meine Frau kommt nackt herein und zu mir ans Bett. Aber dann sind wir gleich wieder gestört durch irgendetwas, die Zimmertür steht offen. Jetzt merke ich, wir sind wieder im Haus am Fluß und wie immer einen Tag vor der Abreise. Irgendwelche schweigenden Verhandlungen mit dem Vermieter finden statt. Ich ergattere einen ganzen Stapel Startnummern, die sehr begehrt sind, weil sie Startnummern für den Kauf von EM-Tickets in Frankreich sind. Dann überreiße ich – die sind gefälscht. Aber ich denke mir einen genialen Trick aus! Ich gebe auf allen Ticketkaufberechtigungsscheinen, die in den Startnummern stecken – sie haben so kleine Taschen wie Schürzen – meine Kontonummer an und die Leute werden die gesalzenen Eintrittspreise auf mein Konto einzahlen! Endlich werde ich reich! Schon versuchen die Leute, mir die Startnummern aus der Hand zu reißen - ich bin von fanatischen und zu allem entschlossenen Männern umringt –  ich halte die Startnummern noch fest, zum Schein, als wolle ich sie nicht hergeben und die Tickets dann am Schwarzmarkt verkaufen. Damit der Trick funktioniert. Das gibt ein wildes Gezerre. Ich bin mächtig stolz auf meine Cleverness.












©Peter Alois Rumpf    März 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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