321 Der Riss
Trauer und Schmerz ziehen sich wie ein Riss von oben nach
unten durch meinen Seelenkörper und reißen ihn fast entzwei. Ich bin in der
Vergangenheit und empfinde erst jetzt, was ich damals gefühlt habe. Auch der
Energiekörper ist verletzlich. Das ist nicht die einzige Wunde, aber die, die
in den letzten Jahren immer wieder aufbricht. Ich heile sie jetzt aus. Ich
drehe den Kopf nach rechts und atme ein. Ich drehe den Kopf nach links und atme
aus. Links. Rechts. Links. Rechts ...
Langsam und stetig schließt sich die Wunde. Hoffe ich.
Ehrlich gesagt, ich merke nichts. Müde gebe ich auf. Der Schlaf wird mir eine
Erlösung sein.
Der Schlaf hat mich vom Schmerz erlöst, ein fröhlich
singendes Wesen hat mich aufgeweckt. Eine schnurrende Katze gesellt sich zu
mir; ich lege ihr meine linke Hand auf. Ich mache den Fehler (?), auf mein
Leben zurück zu blicken und die Trauer schleicht wieder herein und baut in mir
ihr Schmerzgehäuse. Ach, sei's drum! Kümmere dich nicht darum! Der Augenblick
ist jetzt.
Jetzt spüre ich das, was ich mir damals zu spüren nicht
erlaubt habe. „Ich will Ihnen die Malerei nicht nehmen.“ Dabei war sie schon
zerschlagen. Auf den Boden geschleudert. Außerdem folgt dann das „aber“. Das
scheint unwiderruflich.
Mein linker Arm bekommt einen Krampf vom Halten des
Notizbuches, ich fühle das Ziehen bis zum Herzen. Wir unzulängliche Menschen
müssen uns genug sein, wenn wir den Ausgang nicht finden. Den Ausgang aus der selbstverschuldeten
Unmündigkeit? Und hat der Herr in Kaliningrad
die richtige Unmündigkeit gemeint? Und den richtigen Ausgang erwischt?
Ich glaube es nicht. Das wird auch ein Angebertext.
Ich merke, in den letzten Monaten gebe ich viele Hoffnungen
auf; ich hoffe, es sind die falschen.
Meine Handlungen gehen schon längst an mir selber vorbei. Du
sollst nicht lügen. Doch, so ist es. Sie laufen einfach ab und ich kann dazu
nichts tun.
Du robbst jetzt auf den Großen Abgrund zu. Ist dir das
bewußt? Ja, ja.
Alle Verfahren eingestellt.
©Peter
Alois Rumpf März
2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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