Freitag, 29. April 2016

349 Die Jammertour

Heute schreibe ich nichts! Nein, heute schreibe ich nichts! Nein! Nein! Ich muß die Wäsche waschen und ich will heute wieder einmal mindestens eine Stunde lang Tensegrity üben. Die Wäsche wollte ich schon vor zwei Stunden in die Maschine geben; also bin ich schon in Zeitnot. Nein, es geht sich heute einfach nicht aus.

Unten weint ein Kind. Mein Gott, wenn ich da mit dem Wäschekorb durchgehe, bringe ich noch mehr Unruhe und Irritation hinein? Schließlich sind sie ganz neu hier. Verdammt, ich hatte mir doch vorgenommen, vor zwei, zweieinhalb Stunden aufzustehen! Da hätte ich die Wäsche vor der Rushhour ganz problemlos reingeben und mich rechtzeitig wieder herauf in mein Zimmer zurückziehen können. Warum habe ich das vergessen? Vielleicht sollte ich meinen Tagesrhythmus überhaupt umstellen: um fünf oder halbsechs in der Früh mit dem Üben beginnen und wenn ich um viertelnachneun, halbzehn von der Arbeit heimkomme, dann gleich schlafen gehen.

Aber da störe ich womöglich beim Frühstück. Außerdem hat die Nacht, wo die meisten Bewußtseine schlafen und, und weniger Strahlung aussenden, auch etwas für sich. Diese Ruhe.  Und nach der Arbeit bin ich immer so aufgedreht und kann mich nur langsam beruhigen.

Jetzt kann ich nicht runter; es treffen sich gerade euphorisch laute Mütter mit ihren Kleinen zum Spielraum. Die müssen sich erst an alles gewöhnen hier. Da kann ich nicht einfach so durchlatschen.

Himmelherrgottnochmal! Warum bin ich nicht einfach wenigstens um halbsieben aufgestanden? Warum ist dieser Vorsatz nicht in meinem Bewußtsein durchgedrungen? Früher mußte ich beim Einschlafen nur denken „halbsechs“ und ich war um halbsechs wach, egal ob ich am Abend vorher nüchtern oder betrunken war. Das hatte immer super funktioniert.

Mir fehlt es einfach an Durchschlagskraft, auch mir selber gegenüber. Ich schleiche übervorsichtig herum wie ein U-Boot, eine illegale Existenz.

Ach, Böldsinn! Das hat doch nichts mit dem rechtzeitigen Aufstehen zu tun! Du bist wieder auf der Jammertour. Es liegt an dir, dich selbstverständlich durch die Welt zu bewegen.

Jetzt spielen sie unten im Wohnzimmer heraußen, da kann ich wirklich nicht durchgehen. Also der Vormittag heute ist verschissen. Wieder Pläne und Vorsätze begraben. Morgen werde ich auch wenig Zeit haben. Sonntag könnte ich vielleicht meinen Kindheitsträume-Text endlich fertigschreiben. Der wievielte Anlauf wäre das? Ein Wundertäterfragment liegt auch angefangen herum. Montag geht die Arbeit wieder los. Ich wollte auch einige Besorgungen machen. Ich bin mit allem hintennach.










©Peter Alois Rumpf    April 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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