346 Herumkreisen
Mein Geist kreist herum, zwischen Gedanken und Bildern, die
mir Angst einflößen, und solchen, die mich angenehm anziehen (obwohl …, nein,
lassen wir das Wortspiel!), während meine Augen im Zimmer an den Wänden
entlangwandern, Ausschau halten nach irgendwelchen Licht- oder
Flimmerphänomenen, Wahrnehmungsirritationen und Abweichungen, um all das
unauffällig versteckte Auffällige im Gewohnten zu entdecken und ins Bewußtsein
zu heben: ein kleines, intensives Leuchten über einem Buch, bei der Flasche da
ein blauer Hintergrund, Schattenkonglomerate, die im Raum zu schweben scheinen
und wie eigene Wesen wirken, und so fort.
Meine Aufmerksamkeit verweilt manchmal mehr bei den
phantasierten Geschichten und Bildern, manchmal mehr bei der sinnlichen
Wahrnehmung, über verfließende Übergängen mäandernd und von einer passiven,
kontemplativen Grundstimmung eingehüllt.
Meinem Herzen wird manchmal bange, dann wärmt es sich wieder
an angenehmen Gedankenspielen und Bildern, geht auf und tritt dann wieder
zurück in den Hintergrund einer neugierig abwartenden Beobachterhaltung.
Dann beschäftigt sich mein Geist mit potentiellen Lesern und
Leserinnen meiner Texte, mit ausgedachten, aber erfolgreichen Lesereisen und
mit dem heiligen Virgil von Salzburg, der über die Antipodenlehre die Welt
nicht einfach als Scheibe gesehen und infolgedessen einen sozusagen
„multikulturellen“ theologischen Ansatz angedacht haben soll (weil durch die als
undurchdringbar gedachte Hitzezone am Äquator die Lehre Christi nicht zu den
Antipoden gelangen kann). Angeblich soll er dafür von Bonifatius
angezeigt worden sein. Das passt mir gut in mein Weltbild, denn diesen Bonifatius
mag ich überhaupt nicht. Genau das werde ich mir merken. Ausgelöst hat das ein
esoterisch angehauchtes Video auf Youtube, das ich gestern Nacht angeschaut
habe, und mein nächster Sprung zu Johannes vom Kreuz geht auf die nächtliche
Lektüre eines Textes eines Freundes zurück, in dem es um Galileo Galilei geht.
Denn Johannes von Kreuz soll an der Universität von Salamanca das
heliozentrische Weltbild kennengelernt haben, wie aus einem seiner Schriften –
so heißt es - hervorgeht. Ich kreise
noch um dieses komplexer und umfangreicher werdende Thema, komme auf Giordano
Bruno, die Kirchengeschichte und auf quasi wissenssoziologische Überlegungen
über das Verhältnis von gesellschaftlichem Konsens und Individuum hinsichtlich
der Weiterentwicklung des menschlichen Wissens, damit wieder einmal auf Döbereiner
und .. aus! Schluß! Ich will diese Gedankenkette nicht weiter verfolgen!
Draußen ist es kühl bei strahlendem Sonnenschein.
©Peter
Alois Rumpf April
2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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