Ein kleines Universum aus Staub dehnt sich aus und stürzt
wieder in sich zusammen. Aber langsam, in Millionstel Lichtsekunden. Ich stelle
fest, ich bringe alles durcheinander. Und ich vergesse so viel. Es versickert.
Ich bin ein Gefäß mit Sprung.
Langsam wechsle ich die Welten, von der äußeren hin zur
inneren, das typische Surren des Übergangs. Wenn denn die innere Welt nicht
auch außen ist, zumindest zum Teil. Jedenfalls verlagere ich meine
Aufmerksamkeit aufs Hören und sofort schaut alles anders aus und fühlt sich
anders an.
Ein paar übriggebliebene Staubgestirne kreisen immer noch
herum, ausdauernd, aber in einem beinahe schon leeren Universum. Mein surrendes
Gesichtsfeld durchwandern eigenartige Wellenflächen, still auf und ab
schwebend, nur ein paar Augenblicke, dann ist es wieder vorbei.
Ich rufe meine wirklichen Helden an, die, die zu den Sternen
aufgestiegen sind, und bitte sie um Hilfe, aber – ich glaube aus Angst – bin
ich nicht ganz ernst dabei. Und trotzdem hoffe ich, ich werde mir dabei
wenigstens meiner selbst bewußt.
(Zwei Seiten habe ich übersehen. Sie bleiben leer.)
Wie oft vergesse ich am Abend, mir mein morgendliches Glas
Wasser hinzustellen.
Und dann die Lust am Verrat. Ich habe nämlich meine Welt an
die Unterwelt verraten, die hier auf Erden stärker ist. Alles habe ich
preisgegeben. Alles das, was ich liebe, an die, die es hassen und zerstören
werden. Die eigenartige Lust, sich denen, die man fürchtet, zu unterwerfen.
Kurz fühlt man sich sicher. Dem Universum ist's wurscht. Es behält sowieso die
Oberhand.
Der Gestank, der im Lichtschacht von unten heraufzieht,
verdrängt den Geruch der frischen Luft. Vorher sind laute, aber unverständliche
Stimmen heraufgestiegen, ein Dialog, verzerrt zwischen Mann und Frau. Ich
tausche schlechte Luft mit schlechter Luft aus. Türen gehen und schlagen zu.
Wer kämpft da wirklich gegen wen?
Wann habe ich den Verrat begangen? Als Kind, und dann immer
wieder, auch im Traum, wie soeben.
Heisere Krähenrufe. Anscheinend gefährliche Welten rasen auf
mich zu, aber tun mir jetzt anscheinend nichts. Sie lösen jedoch leichte
Schocks aus.
Zerlegte Bilderrahmen stapeln sich. Selber? Oder machen das
andere? Wer? Welche Kräfte?
Eine elegische Sirene zieht flott in einem weiten,
akustischen Bogen vorbei. Jetzt die stabilen Kirchenglocken, die heute freudlos
und leer klingen, aber näher kommen und sich wieder entfernen, wie ein Bild,
das größer und dann wieder kleiner wird. Das Gurren der Tauben ist richtig
fade.
Es beginnt ganz unauffällig zu regnen, ganz langsam, ich
hatte es bis jetzt nicht gemerkt. Der Regen schafft es noch nicht aus dem
zögerlichen Modus in den, wo es gießt. Es bleibt vorerst beim ängstlich verhaltenen
Getröpfel. Es wird stärker, aber ein befreiender Regen ist das immer noch
nicht.
Ich habe mich in den falschen Luftschacht verirrt, ein
Bretterverschlag sperrt mir den Weg ab. Die Konturen einer menschenähnlichen
Gestalt beginnen zu leuchten, aber verstumpfen sich gleich wieder zu einem
unguten Braun.
Ich trenne mich von ein paar Gedankengängen; von welchen,
habe ich bereits vergessen.
Wie schön es ist, einfach am Rücken zu liegen. Tolerant wird
man erst später.
Ja! Jetzt regnet es richtig!