363 Die Katze spinnt
Einatmen. Ausatmen. Relativ schnell und kompakt. Der Wind
bläst spürbar durch die Ritzen. Auch hier im Bett fühle ich den Luftzug
deutlich. Und heult. Stoßweise, dann ist er wieder ruhig. Ich seufze. Brustkorb
und Bauch heben sich, und senken sich wieder.
Die malträtierten Ohren schreien geradezu im fast stillen
Alarm, leicht zu überhören. Aber wende ich meine Aufmerksamkeit hin, dann
kreischen sie ganz laut; plötzlich tut sich ein ganz anderer Klangraum auf,
eine vom Surren dominierte Welt.
Jetzt heult der Wind auf, um seine akustische Vorherrschaft
zurückzuerobern, aber nur kurz, er hat sich – scheint's – verausgabt.
Jetzt taucht neben dem Surren ein Stampfen auf. Stampft ein
paarmal, dann ist es wieder weg. Die Teile meiner Umgebung lösen sich
voneinander und verschieben sich. Freiwillig, so hoffe ich. Geräusche wie von
ein paar Mauern entfernten, schweren, umstürzenden Gegenständen. Irgendetwas
zieht und schraubt an mir herum. Vor Müdigkeit löst sich die Alltagswahrnehmung
auf. Meine rechte Energiehand zupft an meinem rechten Ohr. Energieohr, wie ich
annehme. Die Augen fallen mir immer öfter zu. Lahko noč!
Traumverfremdet und verwirrt. Zu früh aufgeweckt. Die Katze
spinnt! Die Akustik der Dusche bearbeitet meinen zweiten Körper, denn ich spüre
die Wassertropfen auf meinem Energiekörper auftreffen. Damit es kein
Mißverständnis gibt: ich selber dusche nicht.
Eine kurze Hohlheit im Bauch.
Das lange Warten auf ein Wort. Mein verwirrter Geist kommt
mit den Wörtern nicht zurecht. Erinnerungen steigen auf, an die ich mich nicht
erinnern kann, wie Blasen ohne Inhalt.
Pulsieren an meiner Kreuzwehstelle, ein Schauder über den
Rücken bis zur Schädeldecke, es kribbelt so richtig, am Schluß am Kopf.
Gaunerzinken einer anderen Welt, mein Haus steht abseits im
Wald. Ich kann vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.
Ein Lächeln über und für die Jugend.
Ein Schlachthof in idyllischer Landschaft leitet das Blut in
den Bach.
Ich halte den Kopf ganz schief. Bürokratisches Tellerrücken.
Das Surren heute symphonisch. Wieder das Kribbeln am Kopf.
Die angezogenen Beine amüsieren mich und geben mir das
Gefühl des Jung-Seins. Ich bin jung, jung, gerade erst beim Erwachsen-Werden.
(Oder beim Auf-Wachen.) Darum schreibe ich auch so frisch und frech! Ohne
literarische Vorbildung.
Frisch und frech? Wo?
Meine Seele will mein Alter nicht zur Kenntnis nehmen; sie
fühlt sich noch jung und kindlich. Ins Zimmer darf ich noch nicht gehen, dort
schläft eine andere Seele, mindestens so jung wie meine. Die Blumen gieße ich
später. Ich gehe jetzt das Wäschewaschen an, zuerst noch mit ungelenken
Schritten.
Der Wind ruckelt und zuckelt noch herum.
Jetzt fallen mit die Sätze zu früh ein; wenn ich die Augen
aufschlage sind sie – schon geflohen – wieder weg.
Bleibt nur noch die Frage, wie ich zu Geld kommen könnte.
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©Peter Alois Rumpf Mai
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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