Dienstag, 10. Mai 2016

355 Wos i gern hea!

Der Ruf der Taube und das Heulen des Flugzeugs im Landeanflug, das ferne Rauschen des Autoverkehrs, Quietschen der Straßenbahn, das immer wiederkehrende Türenschlagen und wieder Taubenrufe. Zwitschern der Amseln und wahrscheinlich auch das anderer Vögel, die Polizeisirene, an meinen beiden Ohren die Pfropfen aus Surren, links das Ticken des nachgehenden Weckers. Der ganz nahe Ruf einer vorbeifliegenden Taube. Und die wie eine Klage klingende Antwort einer anderen. Eine imitiert den Kuckucksakkord. Und immer das unterlegte Stadtverkehrsrauschen. Und jetzt eine Kirchenglocke, hell und freudig, weil gerade Weltmaterie in Himmelssubstanz verwandelt wird. Ein kurzer Ruf einer Krähe als Antwort darauf: wir alten Krähenvögel wissen mehr davon.
Jetzt rauscht eine Entlüftung, drängt sich vor und übertönt alle anderen Klänge, heult auf, läßt nach, um dann wieder aufzuheulen; es bleiben nur Summen und Wecker über. Meine Ohren kämpfen darum, noch etwas anderes zu hören, kurz die Rufe von Mauerseglern oder Schwalben, dann geht wieder alles im jetzt monotonen Heulen unter; ja, die technisierte Menschenwelt will ihre Vorherrschaft behaupten.
Jetzt das Läuten an der Tür, kaum zu hören. Die Lüftung gibt auf, kurz das Hupen eines Autos. Erst allmählich sind meine malträtierten Ohren wieder in der Lage, die verschiedenen Geräusche herauszuhören. Polizei ist unterwegs, einer gibt Gas. Das Knarren einer Tür. Und wieder die Taubenrufe. Schritte im Stiegenhaus. Irgendwelche Arbeitsgeräusche. Die Rufe von Kindern. Schnelle, kurze Kinderschritte. Die Lüftung setzt wieder zu einem neuen Heulanlauf an, aber hört gleich wieder auf. Ein Motorrad gibt Gas. Das unauffällige Geräusch, wenn ich mit meiner Hand über das Papier fahre, und das, irgendwie raunzend klingende, wenn ich den Kugelschreiber schreibend über das Notizbuch gleiten lasse.
Ein Kind weint. Jetzt ist ein äußeres Surren aufgetaucht, das ich nicht zuordnen kann; es klingt nach einer laufenden Maschine. Verdammt viele Flugzeuge. Stiegenhausverhallte Stimmen.
















©Peter Alois Rumpf    Mai 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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