355 Wos i gern hea!
Der Ruf der Taube und das Heulen des Flugzeugs im
Landeanflug, das ferne Rauschen des Autoverkehrs, Quietschen der Straßenbahn,
das immer wiederkehrende Türenschlagen und wieder Taubenrufe. Zwitschern der
Amseln und wahrscheinlich auch das anderer Vögel, die Polizeisirene, an meinen
beiden Ohren die Pfropfen aus Surren, links das Ticken des nachgehenden
Weckers. Der ganz nahe Ruf einer vorbeifliegenden Taube. Und die wie eine Klage
klingende Antwort einer anderen. Eine imitiert den Kuckucksakkord. Und immer
das unterlegte Stadtverkehrsrauschen. Und jetzt eine Kirchenglocke, hell und
freudig, weil gerade Weltmaterie in Himmelssubstanz verwandelt wird. Ein kurzer
Ruf einer Krähe als Antwort darauf: wir alten Krähenvögel wissen mehr davon.
Jetzt rauscht eine Entlüftung, drängt sich vor und übertönt
alle anderen Klänge, heult auf, läßt nach, um dann wieder aufzuheulen; es
bleiben nur Summen und Wecker über. Meine Ohren kämpfen darum, noch etwas
anderes zu hören, kurz die Rufe von Mauerseglern oder Schwalben, dann geht
wieder alles im jetzt monotonen Heulen unter; ja, die technisierte Menschenwelt
will ihre Vorherrschaft behaupten.
Jetzt das Läuten an der Tür, kaum zu hören. Die Lüftung gibt
auf, kurz das Hupen eines Autos. Erst allmählich sind meine malträtierten Ohren
wieder in der Lage, die verschiedenen Geräusche herauszuhören. Polizei ist
unterwegs, einer gibt Gas. Das Knarren einer Tür. Und wieder die Taubenrufe.
Schritte im Stiegenhaus. Irgendwelche Arbeitsgeräusche. Die Rufe von Kindern.
Schnelle, kurze Kinderschritte. Die Lüftung setzt wieder zu einem neuen
Heulanlauf an, aber hört gleich wieder auf. Ein Motorrad gibt Gas. Das
unauffällige Geräusch, wenn ich mit meiner Hand über das Papier fahre, und das,
irgendwie raunzend klingende, wenn ich den Kugelschreiber schreibend über das
Notizbuch gleiten lasse.
Ein Kind weint. Jetzt ist ein äußeres Surren aufgetaucht,
das ich nicht zuordnen kann; es klingt nach einer laufenden Maschine. Verdammt
viele Flugzeuge. Stiegenhausverhallte Stimmen.
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