Mittwoch, 4. Mai 2016

351 Die Gestalt

Vor mir hängt eine Gestalt. Eine Gestalt, gezeichnet auf Papier. Ihre linke Seite ist wärmer – gelb! - als ihre rechte – blau! Links – rechts: von der Gestalt aus gesehen. Im Bauch und im Kopf spielt es sich ab. Manche Teile des Körpers fehlen. Hauptsächlich am Rumpf. Herz ist ein bißchen da. Die Finger lösen sich ein wenig auf. Die Füße wirken verkrampft, als würden sie sich am Boden festkrallen wollen. Ach, ich hab's vergessen: die gezeichnete Gestalt hängt mit dem Rücken an der Holzwand, aber die originale ist am Boden gelegen. Am Rücken. Was machen also die verkrampften Füße? Ich weiß es nicht. Deshalb aber die Druckstellen an Ellbogen, Schultern, Armen, Ober- und Unterschenkel und an diversen anderen Stellen, da liegt der Köper auf der Erde auf. Der Körper liegt auf der Erde auf. Die Verbindung zwischen Oberkörper und Unterleib ist so gut wie abgerissen. Dafür gibt es Ansätze von Flügeln. Nur angedeutet. Gezeichnet wirken sie ziemlich lächerlich, aber als Körperempfindung haben sie sich toll angefühlt.
Jetzt fällt es mir erst ein: was ich am Anfang beschrieben habe, das war gar nicht der Bauch. Nein, das war der Schmerz im Kreuz. Kopf und Kreuz – das waren die verdichteten Stellen.
Der Bauch fehlt. Der Kopf ist ein richtiger Eierkopf. Um ihn tanzen Noten; offenbar hört die Gestalt Musik.
Ich erinnere mich: Wellen sind durch mich hindurchgegangen. Oh! Ich kann sie auch jetzt ein wenig spüren. Die Einatmung bewirkt Ausdehnung, auch die schickt kleine Wellen von mir aus.

Ich lehne mit dem Rücken zur Wand. Aber das macht nichts. Ich bin ein Träumer. Träumer können durch Wände gehen. Und über Wasser, auch wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht.

„Lieber Bürger, wir sind ziemlich falsch verbunden!“ Sagt eine Stimme.















©Peter Alois Rumpf    Mai 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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