361 Versuch eines Testaments
Nachdem es so ausschaut, als würde ich keinen Verlag für
meine Texte finden, muß ich mich selber darum kümmern, was nach meinem Tod mit
meinen Texten passiert. Ach Scheiße! Ich hätte gerne meine Ruhe gehabt. Aber
das ist das Einzige, was mich noch beunruhigt: daß meine Texte nach meinem Tod
verhunzt werden könnten! Und ich sie nicht beschützen kann. Daß sonst nichts
mehr wird, das habe ich akzeptiert.
Aber ich sehe sie schon, die Lehrer- und Lektorentypen, die
meine Rechtschreib- und Grammatikfehler ausbessern! ES GIBT IN MEINEN TEXTEN
KEINE RECHTSCHREIB- UND GRAMMATIKFEHLER! Und auch keine Stilfehler! Und daß ich
zwischen neuer und alter Rechtschreibung changiere ist Absicht! Bei „Hass“
nehme ich Doppeles, weil das schärfer, aggressiver ausschaut und an die EsEs
erinnert. Ein Kuß ist hoffentlich verschlungener und sanfter.
Und „Haleluja“. Ist mit einem El richtig, denn auf dem Bild,
das ich da beschreibe und das mir meine damals sieben Jahre alte Tochter
geschenkt hat, hat sie „Haleluja“ geschrieben. Genau so. Das ist also mit
„Haleluja“ genau, akkurat und präzise beschrieben. Das nur als zwei Beispiele
für viele.
Ich hasse es auch, wenn mir der Computer ständig
dazwischenpfuscht!
Interpunktation (sic! Ein echter Fehler; Ätsch!) hat oft
mehr mit Atemholen beim Vorlesen zu tun, mit Stolpern beim Denken und
Assoziieren, mit Zusammenbinden und Auseinanderhalten von Wörtern und Worten
und Empfindungen und folgt mehr meiner inneren Logik. Ach, wie ich sie hasse
alle diese Besserwisser und Schnösel, die über meine Texte herfallen werden! Es
ist wirklich blöd, wenn ich dann tot sein werde.
Gut, ich gebe zu, manchmal entdecke ich doch noch den einen
oder anderen echten Fehler, aber ich verbiete allen, der ganzen Menschheit,
irgendetwas an meinen Texten zu ändern! (Gilt natürlich nicht für die Schrift,
ich meine die Schriftart.) Am Text nichts verbessern! Ich weiß, das ist schwer!
Oh, ich weiß, das ist sehr schwer! Ich habe mir letztens im Esslmuseumsshop
extra einen Riesenradiergummi gekauft, auf dem „I Herz mistakes“ steht. Obwohl
ich kaum mit Bleistift schreibe. Er liegt jetzt am Schreibtisch und erinnert
mich. Soetwas (sic! Ätsch!) empfehle ich euch auch. Bevor jemand an meinen
absichtlichen Fehlern etwas ändert, halte ich lieber meine unabsichtlichen aus.
Ende!
„Bei wie vielen Verlagen hast du es eigentlich probiert?“
„Hä? Was?“
„Naja, bei wie vielen Verlagen hast du versucht, deine Texte
anzubringen?“
„Eigentlich bei keinem …“
Da fällt mir ein jüdischer Witz ein. Moischele betet jeden
Tag zu Gott, daß er im Lotto gewinnen möchte …
©Peter Alois Rumpf Mai
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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