365 Hallo Apollo
Apollo,
Apollo, Hallo Apollo! Du grüner Magnet, ans Management angeschlossen.
(Das ist) Irreführung nicht der Behörden, aber der LeserInnen (Leser innen). Spätnachmittagsruhe
im zweiten Bezirk draußen vor der Altstadt. Weib! Kannst du meine häßlichen
Zehennägel überhaupt anschauen? Ja, sie sind mir sehr vertraut. Entschuldige,
eigentlich wollte ich … aber jetzt muß ich was anderes machen … da waren
fünfzig Ideen vor zwei Minuten, jetzt schon wieder vergessen. Dann lege ich
alles weg. Wir möchten der übermäßigen Wasserverschwendung verhindern. … Tag
gewechselt.
Wir kommen und gehen, wir kommen und gehen. Wir lassen uns
gehen. Laß uns gehen. Ausgewechselte Gedichte.
Die Rechnung in der Altstadt listet reale und irreale
Speisen auf. Ich bin zu hochmütig um zu streiten. Und zu unsicher. Ich denke
immer, vielleicht irre ich mich. Aber ich kann das über Bord werfen, dann bin
ich frei und lache und zahle auf irgendein unbekanntes Notkonto ein, dem
Universum zuliebe.
Ja, vielleicht habe ich mich wirklich geirrt und alles war
korrekt. Sicher war alles korrekt! Wieder hochmütig, aber im anderen
Uhrzeigersinn. Jetzt fällt es mir schwerer, alles über Bord zu werfen. Der
Schrecken der falschen Anklage wiegt schwer. Siebenundzwanzig minus Zweisiebzig
ist Vierundzwanzigdreißig; ungefähr vierzehn mein Essen, bleiben ungefähr zehn.
Hm. Wenn mein Essen sechzehn war, dann bleiben nur mehr acht. Hm. Ich weiß
nicht mehr, was die Getränke gekostet haben. Vielleicht hat doch alles
gestimmt. Gut, daß ich ordentlich Trinkgeld gegeben habe. Ich bin äußerst
beunruhigt. Was ist jetzt mit dem Universum?
Das schönste Morgenvogelkonzert seit Jahren, es kommt aus
dem ruhigen Park vorm Fenster, der sich bald mit vereinzelten
Morgenalltagsgeräuschen abfinden wird müssen. Die Stimmen der Krähen zum
Beispiel jung und stark, die Amseln kraftvoll und inbrünstig in der Dämmerung.
Ein Hund mischt sich bellend ein. Die Luft ist frisch und kühl und schön. Und
wieder die klaren, starken Ansagen der Krähen, einzelne Rufer, die sich durch
den Morgen bewegen. Das gutturale Gurren der Tauben, die feinen, scharfen Rufe
der Mauersegler und das Zerreißen von Karton unten bei den Abfallcontainern;
jetzt, wo es schon hell ist, die vereinzelten menschlichen Stimmen der
Morgenarbeiter. Es bleibt ein friedlicher Morgen, soweit ich es erfasse. Na
gut, ein Auto geht schon an die Grenze, indem es startet und dann um die Ecke
fährt. Türen schlagen, ein Elkawe mit Rückwärtspiepen. Nun ist es ziemlich
laut, gleich darauf wieder Ruhe. Flügelschlagen der Vögel, das Huhuhuhuuu einer
enthusiastischen Taube; eine tiefe, alte, fast zornig wirkende Krähe. Jetzt hu
– hu - - huu. Autoreifen auf schottrigem Boden. Mehrere Tauben im Chor. Ein
Krähenrufer fliegt am offenen Fenster vorbei. Die Frau neben mir schläft mit
konzentriertem Gesicht. Jetzt zum erstenmal das Tschilpen eines Spatzen. Das
ausgedünnte Donnern eines Flugzeugs. Unidentifizierte Motorengeräusche aus der
Ferne, vibrierend- rotierend, eventuell Rasenmäher. Wieder ein startendes Auto.
Es ist Fünfuhrfünfundvierzig in der Früh. Die kühlen Repräsentanten des
Wohlstand im Kühlschrank; ich nehme Mineralwasser und Dschuzz.
Jetzt ist das Sonnenlicht da.
(Da fällt mir ein! Rudi, mein erster Lektor.)
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