2507 Ausharren
14:13. Ich steh vor drei gar nicht auf; ich warte gleich,
bis die Tageskinder abgeholt sind. Wenn ich jetzt runtergehe, erzeuge ich nur
Wirbel und bringe den Ablauf durcheinander. Ich bin mehr ein Störfaktor, als
eine Bereicherung. Draußen tobt der Sturm. An mir selbst fließen langsam die
Träume von Autofahren ohne Führerschein und Fahrkenntnis, von irgendwelchen
Verbrechen und manipulierten Ferienaufenthalten in Schweden (?) und viele
andere, die ich schon vergessen habe, deren Gefühle und Emotionen jedoch noch
in meiner Aura kleben, ab. Kreischendes Metall von der Baustelle zwei Höfe
weiter jault sich in meine Aufmerksamkeit. Das trübe Licht aus dem Lichtschacht
kommt mir heute wie himmlisches Gnadenlicht vor; eine stärkere Dosis würde ich
gar nicht ertragen. Meine frankophone Schweizerin, die da im Regal lehnt, ist
heute so sexy – um einen ganz unpassenden Begriff zu verwenden.
In welch schöner, kosmischen Abstellkammer ich gelandet bin!
Und ich habe sie vollgeräumt mit meinen Träumen, Visionen, Leidenschaften,
Erinnerungen, Versuchen und Sehnsüchten. Die nun hereinkommende Katze hindert
mich, den Gedanken zu Ende zu formulieren, weil sie meinen Pilot-Schreibstift schnauzelt.
Von den Göttern gesandt, um mich am Weiterschreiben und Mich-Gehen-Lassen zu
hindern? Oder von den Bösen, um ein gerade entstehendes Werk der Weltliteratur
zu verhindern? Für die Nazis und vielen Männern der Kriegsgeneration sind die
Hunde gut und die Katzen böse, weil „orientalisch“ und verlogen. (So auch für'n
Affenarsch.) Aber mit solcher „Naturwissenschaft“ will ich nichts zu tun haben.
Unten höre ich schon die abholenden Mütter und Väter der
Tagis, manchmal auch Großeltern und Kindermädchen – das höre ich aus den
Stimmen nicht heraus – ich muß noch ein wenig im Bett ausharren.
(30.11.2021)
©Peter Alois Rumpf November 2021
peteraloisrumpf@gmail.com