Dienstag, 30. November 2021

2507 Ausharren

 

14:13. Ich steh vor drei gar nicht auf; ich warte gleich, bis die Tageskinder abgeholt sind. Wenn ich jetzt runtergehe, erzeuge ich nur Wirbel und bringe den Ablauf durcheinander. Ich bin mehr ein Störfaktor, als eine Bereicherung. Draußen tobt der Sturm. An mir selbst fließen langsam die Träume von Autofahren ohne Führerschein und Fahrkenntnis, von irgendwelchen Verbrechen und manipulierten Ferienaufenthalten in Schweden (?) und viele andere, die ich schon vergessen habe, deren Gefühle und Emotionen jedoch noch in meiner Aura kleben, ab. Kreischendes Metall von der Baustelle zwei Höfe weiter jault sich in meine Aufmerksamkeit. Das trübe Licht aus dem Lichtschacht kommt mir heute wie himmlisches Gnadenlicht vor; eine stärkere Dosis würde ich gar nicht ertragen. Meine frankophone Schweizerin, die da im Regal lehnt, ist heute so sexy – um einen ganz unpassenden Begriff zu verwenden.

In welch schöner, kosmischen Abstellkammer ich gelandet bin! Und ich habe sie vollgeräumt mit meinen Träumen, Visionen, Leidenschaften, Erinnerungen, Versuchen und Sehnsüchten. Die nun hereinkommende Katze hindert mich, den Gedanken zu Ende zu formulieren, weil sie meinen Pilot-Schreibstift schnauzelt. Von den Göttern gesandt, um mich am Weiterschreiben und Mich-Gehen-Lassen zu hindern? Oder von den Bösen, um ein gerade entstehendes Werk der Weltliteratur zu verhindern? Für die Nazis und vielen Männern der Kriegsgeneration sind die Hunde gut und die Katzen böse, weil „orientalisch“ und verlogen. (So auch für'n Affenarsch.) Aber mit solcher „Naturwissenschaft“ will ich nichts zu tun haben.

Unten höre ich schon die abholenden Mütter und Väter der Tagis, manchmal auch Großeltern und Kindermädchen – das höre ich aus den Stimmen nicht heraus – ich muß noch ein wenig im Bett ausharren.

 

(30.11.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf  November 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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