Mittwoch, 25. September 2024

3786 Rückkehr

 



0:04 a.m. Jetzt sind alle wieder da, meine Lieblinge: die frankophone Schweizerin, mein Hausaltar, meine Ikonostase, die Möwe und die Krähe, die halbnackten Weiber … ach, ich zähle nicht alles auf. Die vielen Bücher natürlich, die zu besitzen ich so stolz bin und über die ich mich gerne aufblähe und wegen denen ich meine Nase hochhalte (dabei kann ich mich an nichts erinnern, was ich gelesen habe). Egal, ich bin wieder in meine Kemenate zurückgekehrt. Ach und meine Bilder an den Wänden. Ich schmunzle über diese kindliche Fülle.

16:39. Es stinkt in meinem Zimmer noch von den Farben der neulich gestrichenen Außenfenster. Das Zimmer selbst ist einigermaßen leer (ich habe noch nicht alles umgeräumt), sodass ich das Gefühl, am Grunde eines kleinen Schwimmbeckens zu hocken, gut kultivieren kann. Die Wände wiederum sind voll. Im Lichtschacht arbeitet der polnische Arbeiter bei aufgedrehtem Radio. Heute jedoch stört mich das alles nicht; unsere Fenster sind fertig, ich brauche keine Tür und keinen Fensterflügel aufmachen, ich bin nicht mehr betroffen. Unten läuft ein Kleinkinderevent, nicht ohne ein wenig Geheule. Ich blicke gleichgültig und lustlos herum, aber genieße die Situation (ich bin ja auch müde). Mir ist ein wenig schwindlig und ich habe ein kleines Kopfweh, das könnten die Ausdünstungen der noch nicht ganz ausgehärteten Farben und Lacke sein. Dafür schreibt jetzt der Pilotstift besser, nachdem ich ihm ins Farbbehälterröhrchen gespuckt und seine Spitze in einen Wasserstrahl gehalten habe. Ein fast idyllischer Nachmittag (sozusagen bevor die Schule richtig losgeht). Morgen habe schon wieder einen Arzttermin. Ich hasse solche Termine; ich komme mir wie ein Schaf vor, das freiwillig zum Schlächter trottet (also heißt es richtiger: ich hasse mich bei solchen Terminen – der innere Korrektor).


(25.9.2024)


©Peter Alois Rumpf September 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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