Mittwoch, 18. September 2024

3778 Der ordentliche Wohlstand

 



10:37 a.m. Als ich heute früh beim Vorbereiten des Zähneputzens das Zahnbürstel vorne – wie es sich gehört – an den Borsten mit Zahnpasta bestrichen hatte und zum eigentlichen Zähneputzen übergehen wollte, ist mir das Ding aus der Hand gefallen und war schon am schwerkraftinduzierten Weg zum Boden, als ich es in einer blitzschnellen Reaktion, die ich mir gar nicht zugetraut hätte, in der Luft aufgefangen habe, sodass ich das Gerät ohne Reparaturen zum Mund und zur geplanten Verrichtung führen konnte. „Peter! Das hast du sehr gut gemacht!“ sagte ich zu mir: „es ist gut, dass es dich gibt! Die Welt ist durch dich bereichert!“ Nach der Morgentoilette dann habe ich mit den Fensterarbeitern gesprochen und ausgemacht, dass ich für ein, zwei Stunden weggehen kann, bevor sie in die Wohnung müssen. Also sitze ich im Café Mima und habe mir vorher noch den neuen Falter gekauft. Der Cappuccino belebt mir Sinne, Herz und Geist (bevor er mich in Depression stoßen wird) und jetzt werde ich die Wochenzeitung aufblättern.

Mit dem zusammengerollten Falter unterm Arm, beim Heimgehen, werde ich mir fast wie ein Intellektueller, ja! wie ein echter Schriftsteller vorkommen. Interessant, wie die Posiererei auf einen selbst zurückwirkt. Aber jetzt trinke ich noch den Kaffee aus. Ich muß nur noch besser auf meine Blicke aufpassen. Draußen scheint die Sonne und ein leichter Wind hebt die Stadt-Wien-Fahnen an ihrer einzigen, unbefestigten Ecke (oder wie sagt man da bei Stoff?). Heute und vor allem morgen gibt es wichtige Fußballspiele; ein Abo des zuständigen Bezahlsenders und ein funktionierender Fernsehapparat würden zu einem „ordentlichen Wohlstand“ gehören, aber klagen muß ich nicht.


(18.9.2024)


©Peter Alois Rumpf September 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite