Dienstag, 20. Februar 2024

3569 Ich schaue lange hin

 



7:12 a.m. Umherirren auf Bahnhöfen, ohne recht zu wissen, wo ich hin soll, wann Züge gehen, wo die richtigen Züge sind und wo die richtigen Bahnsteige, irgendwo habe ich noch Gepäck, das ich nicht mehr finde oder an das ich mich kaum erinnere; muß ich nicht nach Hause um etwas zu holen? Wo ist mein Zuhause? Bin ich hier in der richtigen Stadt oder in einer fremden? Jedenfalls schaut sie fremd aus. Zu meinen Eltern soll meine Reise gehen? Wieso? Stimmt das überhaupt? Wo sind meine Kinder? Sind sie noch klein oder schon erwachsen? Wo ist meine Frau? Bin ich überhaupt verheiratet? Was macht Universitätsprofessor Sauer im Zug am Bahnsteig gegenüber? Ich winke ihm und er winkt unschlüssig, verhalten und halbherzig zurück. Hat er mich überhaupt erkannt? Sein Zug fährt in die andere Richtung, vermutlich in den Süden nach Italien („gen Italien“ schreib ich jetzt nicht hin – zum inneren Spötter). Muß ich nicht doch noch ein Stück zu Fuß wandern, irgendwo in die westlichen Berge? Wieso? Und wohin eigentlich? Und dann immer mit dieser irren Angst aufwachen aus solchen Träumen, wie ich diese schon in hunderten Varianten geträumt habe. Die Orientierungslosigkeit mit ihrer Angst in diesen ständig wiederkehrenden Träumen kenne ich so gut, mit kommt vor: aus meinem wirklichen Leben. So habe ich die Welt oft erlebt: fremd, unverständlich, abgewandt und ich finde mich darin nicht zurecht. Ich zittere noch am ganzen Körper. Der halb verdeckte Baum, eine Zeichnung meiner älteren Tochter, die sie mir geschenkt hat, leuchtet hinter den anderen Blättern und Karten auf der Pinnwand am Fußende meines Bettes hervor und tröstet. Die Blätter so hell, so zart, so leuchtend; der Stamm so mächtig, fest und stark. Lange schaue ich hin.


(20.2.2024)


©Peter Alois Rumpf Februar 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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