Samstag, 10. Februar 2024

3559 Monstera, Ficus, Avocado

 



Vor mir der heute unverstellte dreifaltige Wohnzimmerbaum in seiner ganzen Pracht. Gerade habe ich ihn gegossen. Jetzt träume ich von Reichtum und von einem Landgut mit zum Atelier umgebauten Stadel oder Stall mit allem Pipapo. Die Lächerlichkeit dieser Wunschvorstellung holt mir tatsächlich ein Lächeln ins Gesicht. Aber wenn ich diesen enormen Reichtum und dieses schön gelegene Gut hätte, würde ich unseren Wohnzimmerbäumen ein großes, hohes Glashaus bauen (lassen), damit sie sich in wirklicher Erde, aber trotzdem frostgeschützt nach allen Richtungen frei entfalten können: Monstera, Ficus benjamina, Avocado. Und mit einem Glasdach, dass sich öffnen läßt, damit sie den Regen erleben können. Und mit verschiebbaren Glasseitenwänden, damit sie auch den Wind spüren. Wie gesagt: ich rede von ordentlichem Reichtum (darunter will er es nicht geben – der innere Spötter). Yachten und Reisen nach Dubai interessieren mich nicht. Jetzt esse ich Blutorangenstückchen, die mir meine liebe Frau in einem Glasschälchen mit Löffel (!) ins Bett gebracht hat. Irgendwie habe ich mit dem Zerbeißen und Schlucken wegen des vielen Saftes Schwierigkeiten, aber nicht aus Krankheitsgründen, sondern weil ich ungeschickt bin. Aber nach ein wenig Übung geht es. Das Schüsselchen ist jetzt leer. Den Restsaft, der sich darin gesammelt hatte, habe ich ausgetrunken. Ja, von den Blutorangen steigt mir jetzt eine gesunde Röte ins Gesicht; ich merke das von innen. Mir tut nämlich unser trinitarischer Wohnzimmerbaum (wer von den drei Bäumchen Vater, wer Sohn und wer Geist ist, weiß er nicht – der innere Spötter) ein wenig leid, wie sich die dreifaltigen ineinander Verschlungenen zum Fenster beugen, höher geht’s nicht mehr, am Fensterglas ist auch Schluß – das ist kein richtiges Leben für einen Baum! Frühstück kommt jetzt. Danke liebe Frau. Ich lege das Schreibzeug weg.


(10.2.2024)


©Peter Alois Rumpf Februar 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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