3551 Trinkschokolade
Trinkschokolade im Schwalbennest, das ich immer
unter Spatzennest abgespeichert habe. Ich sitze unter zwei
ein-Meter/ein-halben-Meter-Bildern von Backwaren. Durchs Fenster sehe ich eine
russische Pelz-hochklapp-Mütze Uschanka Tschapka oder eine Imitation davon, und
die linke Ecke vom Kunsthaus, das bald mit der englischen Leuchtschrift
beginnen wird. Stockende Gespräche an einem anderen Tisch; irgendeine
Anstrengung. Der Himmel ist nun zugezogen und dadurch wird es schon dämmrig und
grau. Theaterwerbung-Infoscreen beim engen Stiegenaufgang herauf in den ersten
Stock. Meine Sinne werden von sehr widersprüchlichen Eindrücken in Anspruch genommen. Auf meinen Lippen noch der
Geschmack der bitteren Trinkschokolade; leider schon ausgetrunken. Die verschiedenen Lampen erzeugen ein verschieden
gestimmtes Licht. Das Fremdheitsgefühl beginnt mich unruhig zu machen. Auch im
Stiegenaufgang hängen drei große Bilder von Backvorgängen. Auf einer Tafel ist
mit Kreide hausgemachter Orangenpunch angeschrieben. Mein alarmierter Geist
spielt mit Orangen-Faustschlag, Orangenputsch, Orangenpansch, Orang-Wunsch
herum. Fluchtimpulse kommen auf. Die Zeit des Übergangs vom Tag in die Nacht
ist die schwere Zeit aller Süchtigen – egal ob es um Heroin, Alkohol, Kaffee, Sex,
Zucker, Wetten oder Smartphone geht. Zur Beruhigung kletzle ich auch von diesem
Pilotstift das Preispickerl in Strichcode ab. Kann ich denen trauen, die da die
Stiege hinab gehen? Ich glaub es ist besser, ich lege das Schreibzeug weg.
(2.2.2024)
©Peter Alois Rumpf Februar 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
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