Montag, 29. Januar 2024

3545 Tagewerk

 



6:28 a.m. Ein Druck in den Ohren, der sich hohl anfühlt, natürlich in Kombination mit meinem üblichen Sirenengesang. Vor meinen Augen von links nach rechts driftender Staub. Unverständliche Musik- und Sprechfetzen aus dem Radio in der Küche unten. In meinem Inneren ist einiges durcheinander. Der Krieg ist so verdammt nahe. Eine Welle der Verachtung umspült mich und hat auch Auswirkungen auf meine Muskeln (ich empfände das Wort ohne „n“ schöner). Mein Nacken ist mir in letzter Zeit zu locker, mein Kopf scheint nur mehr sehr labil auf Hals und Schultern aufzusitzen. Ein Fragment eines Musikstückes taucht in meinem Bewußtsein auf und mir fällt nicht ein, zu welchem Stück welcher Band es gehört. Ah! Doch: XTC. Ich bin mit meiner Schreiberei lebenslaufmäßig viel zu spät gestartet; die Zeit für unsereinen ist längst vorbei; ich gehöre überhaupt nicht in diese Zeitgeist-Gegenwart. Das war nicht immer so. Ich sollte das alles loslassen und nur mehr weiteratmen, sonst nichts.

13:42. Im Hof 7 – glaube ich – vorm Springbrunnen in Wintersperre, eine Böe treibt das abgeworfene Laub von rechts nach links, sitze ich auf einer dieser öffentlichen Sitz-Liege-Enzis. Der Springbrunnen besteht aus einem runden Becken, von einem grünen eisernen schöngezierten Zaun eingefasst, einem runden Betonsockel, oben mit einem runden metallenen Aufsatz von selbem Durchmesser, aus dem als Wasserhahn ein kleiner metallener Zapfen aufragt, ohne springendes Wasser nicht sehr eindrucksvoll, die Sonne in der großen Astgabel der Linde – glaub ich – direkt vor mir. Kalter Wind. Glitzerndes Sonnenlicht auf allem, was die schon recht schräg daherkommenden Lichtstrahlen weiterleiten kann. Maschinengeräusche – Motorsägen vielleicht – und anderes akustisches Zeugs.
Bequem war meine Sitzposition auf dem Enzi nicht, darum bin ich aufgestanden und habe mich auf eine „normale“ Bank, die gerade frei geworden ist, niedergelassen. Der Springbrunnen noch näher, der traurige Wasserhahn in direkter Linie vor meinen Augen, der aus diesem Blickwinkel noch vergeblicher wirkt. Hof 7 stimmt, ich habe eine Aufschrift gefunden. Fast schon time to go. Aufs Klo müßt ich auch.


(29.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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