Freitag, 26. Januar 2024

3540 Schlußendlich

 



17:21. Ich habe mich im Foyer der beige-gelben Welt auf meinem alten Platz gesetzt, den Rucksack an ein Gestell gelehnt, von dem ich nicht weiß, wofür es gut ist. Vielleicht ist es ein Regenschirmständer. (Weil er immer so mit spöttischem Unterton über die „beige-gelbe Welt“, also das Gesundheitszentrum für physikalische Medizin der Österreichischen-Gesundheitskasse, schreibt: er hat hier entscheidende Impulse und Hilfestellungen bezüglich seiner Kreuzschmerzen, wertvolle Anregungen, praktikable Übungsanleitungen bekommen, und zwar auf Krankenkasse. Endlich weiß er, worauf er achten muß und wie er dem großen Aua vorbeugen kann. Seine Freude an Bewegung ist zurückgekehrt und heute war er sogar vorm Frühstück im Augarten walken. Also sein Spott ist unangebracht und der Kerl sollte dankbar sein! - der innere Korrektor.) („Kerl“! Danke, innerer Korrektor! Das hätte ich nie von mir zu sagen gewagt. - der ich.)

17:29. Noch genug Zeit. Die Tür zum Raum 315 läßt unten einen großen Spalt offen. Die Tür zum Raum 316 einen kleineren. 313 und 314 schauen gut aus. Weil viele unbekannte Gäste hereinkommen und ich sofort verunsichert bin, ob ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit bin, schaue ich wieder auf meiner Behandlungskarte nach, ob ich ja richtig bin. Ja, wüßte nicht, was falsch sein sollte. Heute zupfe ich den Preiszettel vom ebenfalls schon jahrelang benutzten schwarzen Pilotstift herunter, wörtlich, weil es schwerer als gestern vor sich geht, denn das Pickerl löst sich nur in seinen Einzelteilen ab. Aber schlußendlich habe ich es geschafft. Die Putzfrau – same procedure as yesterday? – nur ohne Segen. Eine wartende Person schaut sich am Smartphone etwas mit Ton an und zieht ständig den Rotz auf. Ein Baby weint. Der Leptosome ist auch da (Du hast nicht das Recht, dich über andere lustig zu machen! Ich werde zornig! - der innere Korrektor).

17:43. Irgendwie spitzt es sich aufregungsmäßig zu. Für mich. Wie es den anderen geht? Sind die auch nervös? Ach was! Jetzt geb ich das Schreibzeug in den Rucksack. Schluß! Mein vorläufig letzter Tag in der beige-gelben Welt. Ich öffne noch die Schuhbänder, weil wir auf der Matte turnen werden, damit ich die Schuhe schneller ausziehen kann.

18:26. Warten auf den nächsten Termin. Ich sitz wieder da. Und wieder schaue ich mich um. Ich finde nichts, was mir Lust, es zu beschreiben, macht (phänomenale Beistrichsetzung! - er innere Spötter). Die Anlage – Lüftung, Heizung, Klimaanlage … - wummert vor sich hin und der Klangteppich radiert dabei manchmal ein wenig an seinem Rand an irgendeinen Widerstand, sodass er sozusagen aufraut. Kann wo/man sich eigentlich von so einem Klangstrom mitnehmen lassen und mittreiben? Bis wo/man woanders auftaucht? Ich denke schon. Ich spüre mein Kreuz stärker. Mein Bauch wölbt sich unter dem Leiberl. Abnehmen? Neiiiiin! Nicht das auch noch! Aus Langeweile kratze ich mir ein Wimmerl auf.

18:40. Die aufgekratzte Stelle leuchtet rot. Jetzt ist mir wirklich fad. Meine üblichen Tricks ziehen nicht mehr. Ich lasse auch das Schreiben bleiben. (Deshalb habe ich auch nicht aufgeschrieben, dass ich noch nach der festgesetzten Zeit länger auf den Termin warten mußte.)


(25.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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