Donnerstag, 25. Januar 2024

3538 Abticken

 



17:15. Jetzt sitze ich schon wieder in der beige-gelben Welt im Foyer, jedoch auf einem anderen Sessel und das ergibt eine andere Perspektive. Direkt vor mir steht ein runder Stehtisch. Die Kniegruppe, deren eines Mitglied auf meinem angewöhnten Sessel gesessen ist, geht in den Raum 313. Einer hat Probleme mit dem bürokratischen Ablauf (was man wo mithaben und vorzeigen muß). Die Heizung röhrt (hier hört es sich eben mehr wie röhren an, am anderen Platz hat es sich mehr wie zischen angehört). Der photographierte Sonnenuntergang (?) an der Wand wirkt von hier wegen seiner Wolkenkonstellation und der größeren Distanz dramatischer. Die Kante dieses runden Stehtisches ist fast in meiner Augenhöhe, weil ich sitze. Und diese Kante ist mir so nahe etwas unangenehm; ich fürchte um meine Augen. Ich schaue zum dreihundertfünfundsechzigsten Mal auf meine Behandlungskarte, weil ich mich vergewissern und etwas nachschauen will; was, das habe ich schon vergessen, als ich den Rucksack aufmache, um die Karte herauszuholen. Also schaue ich bloß ratlos auf dem hellgrünen, kartonierten Papier herum, ohne zu wissen, was ich suche. Dann tue ich so, als hätte ich die Sache erledigt, lege die Karte zurück und hebe meinen Kopf vom Notizbuch und blicke tapfer in die Stehtischkante. So hebe ich meinen Kopf noch etwas höher und blicke auf die Uhr an der Wand, vorallem auf den Sekundenzeiger, der meine verbleibende Lebenszeit abwinkt und fast unhörbar abtickt. Ich stehe auf, gehe ganz nahe zur Uhr hin und höre gar kein Ticken. Allerdings rauscht hier die Klimaanlage so laut (um es klar zu sagen: er weiß nicht, ob das, was da rauscht, röhrt, zischelt et cetera eine Lüftung, eine Klimaanlage, eine Heizung oder was auch immer ist. Er kennt sich in der Welt überhaupt nicht aus. - der innere Spötter). Lauscht (wo)man diesem Geräusch, kann wo/man durchaus einen interessanten Strom aus Tönen hören. Monoton, aber mit einigen Schwingungen inside, sehr reich in der Tiefe und in Wirklichkeit vielschichtig. An der Wand über einem Kasten entdecke ich eine Blende, die Rohre oder Kabel verdecken soll, aber leckt. Ich zupfe nach Jahren des Gebrauchs das Preispickerl vom Pilotstift. Schaut doch gleich besser aus. Die Kniegruppe ist fertig. 17:43. Die Gespräche im Foyer lenken mich von meiner „Meditation“ ab. Zum Mitmischen ist es zu spät. Siebzehnfünfundvierzigeinhalb. Ich lege das Zeug in den Rucksack. Die Putzfrau kommt. Ich sitze zu weit vom Eingang um zu grüßen. Eine Frau wird durch’s Foyer und um die Ecke einzeln aufgerufen. 17:47 ah! schnell, schnell …


(24.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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