Freitag, 26. Januar 2024

3541 In den republikanischen Club

 



2:07 a.m. Das war heute ein anstrengender Tag. Ich fühle mich kräftiger, wenn jetzt auch rechtschaffen müde. Auch morgen habe ich viel vor. Freude und Zuversicht scheinen zurückgekehrt zu sein; ich hoffe, es ist kein Strohfeuer. Meine Augen sind so müde, dass der Holzrabe, der beim Fenster hängt, wirklich selbständig zu schweben scheint.

8:04 a.m. Gerade beginnt es, in den Heizkörpern zu gluckern und im Lichtschacht springt die Klimaanlage (oder was das ist) an. Mein Surren in den Ohren vollführt ein paar meandernde Bewegungen und meine Leibesmitte zittert ganz leicht. Ich entkrampfe meine linke Hand. Jetzt ist es schon beinahe Übelkeit, und ein Knoten aus Angst arbeitet in meinem Bauch. Von dort aus breitet das Phänomen sich auf den gesamten Körper aus, noch lasse ich es zu: ich will wissen, was es ist und was es mir zu sagen hat. Nach einem kurzen Anstieg fast bis zu Panik, beruhigt sich das innere Geschehen ein wenig, aber der Alarm ist noch da. Ich versuche, meine verkrampfte linke Hand zu lockern. Eine neue Welle der Angst kommt heran. Ich atme bewußt tief und langsam. Wer oder was bist du? Was machst du hier und was willst du mir erzählen? Aufmerksam, aber beunruhigt lausche ich in mein Inneres, aber ich bekomme keine Antwort, kein Empfinden macht sich bemerkbar, keine Erinnerung steigt hoch; die Angst hält mein Inneres in Aufregung. Ich bin seelisch blind und taub. Wenn ich meine Augen schließe, dreht sich vor ihnen etwas im Uhrzeigersinn. Dann verschwindet das wieder. Ich spüre mein Herz. Ich halte meine linke Hand locker, trotzdem fühlt sich der Arm verkrampft an. Ich schlucke, mein Hals ist ganz trocken, obwohl ich gleich nach dem Aufwachen ein Glas kalten Kräutertee getrunken habe. Ein Flugzeug höre ich von ferne, sonst nur mein inneres Dröhnen. Der schwarze Holzrabe am Fenster schaukelt in der Aufwärme. Ich seufze unwillkürlich und dann wieder bewußt ganz tief. Dann stoße ich dreimal das Zwerchfell nach unten, um den Angstknoten zu bearbeiten. Eine kleine Wunde am rechten Ringfinger pickst, als ich am Papier anstreife. Eine Motorsäge vermutlich heult im Nachbarhof. Ich atme nun je dreimal auf „i“ „e“ „a“ „o“ „u“ und wiederhole den Vorgang wiederum dreimal. Wie immer bei dieser Übung entringt sich mir beim ersten Atmen auf „a“ ein großer, tiefer Seufzer. Was ist mit der Angst? Sie ist noch da, aber nicht mehr so festgekrallt.

13.23. Das meiste – Rückenübungen, Tensegrity, Einkaufen, das umständliche Staubsaugen – habe ich geschafft. Ich bin erschöpft und warte, bis das Backrohr auf 220 aufgeheizt ist. So raste ich und gebe dem schmerzenden Rücken die Zeit, sich zu erholen. Ich freu mich schon aufs Essen. Dann wird es – sogottwill - mit Schreibarbeit weitergehen.

Es könnte ein guter Tag werden. Die Angstzustände vom Morgen sind weg und ich genieße die Ruhe und die Stille. Vielleicht schaffe ich es am Abend in den republikanischen Club.


(26.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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