Dienstag, 30. Januar 2024

3546 Das bunte Gekritzel

 



2:00 a.m. Heute habe ich eine abstrakte Kratzelzeichnung, die ich vor ein paar Tagen aus einem spontanen und ungewöhnlichen, weil schon jahrelang nicht mehr aufgetretenen, aber sehr drängenden Impuls heraus angefertigt hatte, und die mir gar nicht gelungen erschienen war, auf meiner kleinen hölzernen Pinnwand, eigentlich die Seitenwand eines kleineren Kastens am Fußende des Bettes, über die Junge Frau vom Katz getackert, obwohl diese eine sehr gute Zeichnung ist, weil ich den arroganten, verachtenden Blick dieser jungen Dame eine Zeitlang nicht sehen will. Jetzt, schon im Bett, blicke ich auf diese Pinnwand und bin über die neue Situation recht froh. Ich schaue momentan recht gern hin, obwohl mein Werk im Vergleicht zu den Kunstkarten recht groß ist und auch Zeichnungen und Kunstkarten verdeckt, und obwohl es schon öfters so war, dass ich in den Augen der Katz’schen jungen Frau, wenn ich lange hingegafft habe und dabei hinter die Arroganz gekommen bin, unglaubliche Trauer und großen Schmerz gesehen habe. Aber jetzt will ich es so, denn um durch die Arroganz zur Trauer zu kommen, müßte ich die ganze Arbeit leisten – zuerst unter dem arroganten Blick selber nicht eingehen, dann lange standhalten, dann mich richtig durch den Hochmut durcharbeiten, bis ich zum darunter liegenden Schmerz gelangt bin – und diese Arbeit ist anstrengend und kostet viel Zeit. Und bleibt unbedankt - beim nächsten Hinschauen blickt mich Madame wieder arrogant an. Nein, jetzt freut es mich, auf mein Bild zu schauen, auch wenn es der Munch’schen Freundin eine ihrer nackten Brüste fast zur Gänze verdeckt. Das ist mir jetzt egal. In meiner Zeichnung zeichnet sich nämlich ein Durchbruch ab, ein Durchbruch ins Helle, Offene, das trotz vieler Querstriche aus dem Hintergrund schon herleuchtet.

9:37 a.m. Aus ich weiß nicht welchen Abgründen bin ich wieder heraufgestiegen und würde mir die Augen reiben, wenn ich die Lesebrillen nicht auf hätte. Ich schaue auf die kleine Pinnwand am Fußende des Bettes, weil sie einfach so gegenüber liegt. Ich betrachte wieder meine neue, frisch getackerte Zeichnung, dieses bunte Gekritzel, und werde gleich aufstehen.


(30.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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