Dienstag, 13. Februar 2024

3561 Comeonbaby!

 



8:34 a.m. Ich suche Namen und Begriffe, aber mein Geist verweigert sich. Oder mein Gehirn. Doch: Alain, Alanen – warum ich die gesucht habe, habe ich schon wieder vergessen. Jetzt stehen sie also da, schwarz auf weiß, und ich weiß mit ihnen nichts anzufangen. Comeonbaby! Das Leben geht weiter! Ja, ja, mein Betthockerleben. Eine optische Täuschung im dunklen Zimmer: Oberkörper und Kleid der Jessica von Katz (2007) sind nun ein Vogel, der auf meinem Bücherregal sitzt. Also habe ich jetzt einen Vogel, aber doch bloß einen vorgetäuschten. Die frankophone Schweizerin gleich daneben hält mir aus der finsteren Ferne ihren weißen, abgewinkelten rechten Arm her (in Wirklichkeit über ihren Busen). Jetzt schaue ich auf das dritte Regal von oben und irgendwie ist meine Wahrnehmung - wie schon in den letzten Tagen – anders. Sie setzt Gegenstände irgendwie anders zusammen; es geht dabei nur um Nuancen. Ich muß mich genauer ausdrücken: bei dem jetzt meine ich nicht, dass mein wahrnehmendes Bewußtsein – wie beim Jessica-Vogel – die Sinneseindrücke zu einer anderen Gestalt zusammensetzt – das mit verschiedenen Pflanzensamen gefüllte Gurkenglas an oben im Regal zum Beispiel bleibt ein Glas – sondern dass der Vorgang der vertrauten Zusammensetzung der Gegenstände in diesem Fall zu einem irgendwie deutlicheren oder anders nuanciertem Glas führt, als wäre es mit einer zusätzlichen, durchsichtigen Schicht überzogen, die die erzeugte Gestalt einerseits festigt, aber auch fremder macht, wie von einer kosmischen Substanz umhüllt. Dieser Effekt stellt sich nur für ein paar Sekunden ein, wenn ich meinen Blick frisch auf den Gegenstand werfe, danach ebnet sich alles wieder ins Übliche ein. Mein Geist verläßt dieses Thema und landet mit seiner Aufmerksamkeit bei der minimalen, ganz leichten, fast unmerklichen Vibration um meinen Mund. „Aha!“ denkt er sich „irgendein oraler Komplex!“ Aber da verweilt er nicht lange und landet bei den Namen Bangladesch, Pakistan und – verdammt! Mein Gehirn weigert sich schon wieder! - bei George Harrison. Jetzt will ich die Namen aller vier Beatles aufzählen und mein Hirn braucht tatsächlich ein paar Sekunden, bis mir Paul McCartney einfällt. Nur der Lennon war gleich da. Beim Ringo gibt es auch Verzögerungen (Interessanterweise ist jetzt auch der Tony Sheridian da, wenngleich ich den Namen sicherheitshalber der Schreibweise wegen nachgeschaut habe – der Tipper). Für die heißeste Zeit der Beatles war ich damals noch etwas zu jung. Ich meine die frühen Sechzigerjahre, wo sie wirklich etwas aufgebrochen haben – das war damals noch nicht bis an mein Ohr gedrungen. Ich bin erst bei Yellow Submarine eingestiegen und habe die Lieder davor wehmütig nachgeholt – soweit sie im Radio gespielt wurden. Der nackte rechte Arm der frankophonen Schweizerin erscheint mir wieder so üppig und fett; aber das ist er überhaupt nicht, wie auch die Frau selbst viel schlanker ist, als sie mir aus der verdunkelten Entfernung scheint.


(13.2.2024)


©Peter Alois Rumpf Februar 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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