Freitag, 5. Januar 2024

3504 Ein Abfahrtslauf

 



8:07 a.m. Herinnen beginnt die Heizung zu blubbern, draußen ist es morgengrau und was da dröhnt ist eine Klimaanlage im Lichtschacht? Auch der Wind rauscht. Allmählich beginnen mich wieder die Bilder an meinen Wänden zu interessieren. Ich lasse die Holzmöwe ihre Flügel schlagen und diesmal klingt ihre Bewegung in einem schönen Vor und Zurück aus. Lange schaue ich dem zu und werde darüber melancholisch. Der Rabe am Fenster scheint im Aufwind aufzusteigen: das Zimmer der scheinbaren und überinterpretierten Bewegungen. Die Windstöße ums Haus werden heftiger. Dazwischen erschrockene Stille, von einem Flugzeug mit entferntem, verzerrten Ton abgelöst. Dann ist es wieder still. Jetzt heult der Sturm ums Haus und reißt an allem, was beweglich sein könnte (um nicht zu sagen: schwach), sogar das hölzerne Türchen des kleinen Lüftungsfensters ins Atelier hinter mir klappert. Die Möwe steht jetzt still, trotzdem meine ich, minimalste Bewegungen wahrzunehmen oder kommen die von meinen Augen? Ich spüre es, wie erholsam für mich und meine Seele diese morgendliche Zeit ist. Ein Abfahrtlauf aus dem Blickwinkel einer Helmkamera rast visionär durch meinem einschlafenden Geist. Warum soll ich hinaus in die Welt? Dort ist für mich nichts mehr zu holen.


(4.1.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite