Donnerstag, 28. Dezember 2023

3496 Der Himmel über dem Weihnachtsmarkt

 



Ich sitze in einem kleinen Café am Fenster, schaue raus auf das kleine Riesenrad in einem dieser überkitschten Weihnachtsmärkte und bewundere die feine, dünne Wolkenmalerei am Himmel: wie mit gekonnt absichtslosen Pinselstrichen ist das dünne Weiß über das ansatzweise schon dunkelnde Blau lasiert. Die kahlen Bäume am Murufer und eine gitterhafte ausgeschaltete Weihnachtsbeleuchtung auf einem noch nicht eingeschalteten Lichtmasten heben sich umso deutlicher ab; und wenn ein Vogel durchs Ambiente fliegt, dann auch der. Nicht als Kontrast, aber deutlich sichtbar ziehen sich die Kondensstreifen der Flugzeuge durch das atmosphärische Gemälde, das sich zunehmend auflöst und immer mehr Himmelsblau schwächlich, aber doch überdeckt. An manchen Stellen ist das Weiß der Wolken dunkler und grau geworden. Das kleine Riesenrad dreht sich, das Ringelspiel weiter drüben noch nicht. Aber es blinkt und leuchtet alles schon provokant auf fröhlich und künstlich. Das Ringelspiel dreht sich jetzt auch und der Minizug ist auch schon gestartet. Ich stehe nicht an zuzugeben, dass das Ganze hier vergleichsweise bescheiden ausfällt und die Eindrucksüberlastung vergleichsweise gering. Vergleichsweise! (Ich bin noch ohne Auto, ohne Fernseher, ohne Comics aufgewachsen.) Die grauen Wolkenteppiche, tendenziell ein V bildend, haben sich quer zu den weißen Wolkenstreifen über diese gelegt. Das Blau ist fast völlig verschwunden.

Und nun ist das Blau neuerlich flächenmäßig erstarkt, ohne seine Zartheit zu verlieren – obwohl im tiefen Hintergrund schon die Dunkelheit ahnbar wird. Die grauen Wolken sind zum Horizont herabgesunken und das Weiß ist nur mehr schleierhaft. Ein paar Kondensstreifenreste sind noch Verdichtungen, die dabei sind sich aufzulösen.


(28.12.2023)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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