Donnerstag, 21. Dezember 2023

3492 Ich fürchte mich vor Weihnachten

 



10:40 a.m. Ich muß das Bad putzen. Heute. Sonst ist es zu spät für Weihnachten. Mir ist schlecht vor Aufregung und Stress, morgen früh noch den finanziell ungeklärten Zahnarzttermin. Meinen Lebensausklangstrott will ich nicht aufgeben und mag es überhaupt nicht, wenn er gestört wird (für nichts und wieder nichts). Jetzt ist es eindeutig: ich habe mich vor Angst ins Bett geflüchtet und will vor Angst nicht aufstehen. Ich zittere innerlich. Bei der Angst vorm Badezimmerputzen geht es auch um die Angst vor Kreuzschmerzen (momentan geht’s grad). Und beim Zahnarzttermin geht’s nicht nur um das verhasste frühe Aufstehen, sondern dass ich eventuell eine vereinbarte Behandlung absagen muß, wenn sie nicht von der Krankenkasse (bei mir ist die seit der türkisblauen Reform erst recht krank) abgedeckt wird. Das war nämlich bei der Vereinbarung unklar und ich habe mich unter zahnärztlichem Druck zum Einverständnis breitschlagen lassen. Ich halte das alles kaum noch aus. Frühstücken wäre als Stärkung von Seele und Leib nicht schlecht, aber auch da habe ich den Stress, ob und wann ich die Tageskinder und die Tagesmutter bei ihrer Arbeit störe, wenn ich unten auftauche, und ob ich eine anständige Hose anziehen muß und nicht die weite, bequeme, warme, schon ein wenig desolate und von einem fürchterlichen dicken Knoten vorm Bauch so halbwegs gehaltene Yogahose (die mir eh meine Yoginifrau geschenkt hat!). Und ob ich vorm Runtergehen das Gebiss reingeben muß, was ich beim Frühstücken gar nicht mag, da die Plastikplatte am Gaumen das Schmecken hindert und das schlecht sitzende Gebiss schnell schmerzt, weil irgendwas unter das Zeug rutscht. Nein, ich will meine Kemenate nicht verlassen, meinen Fluchtort, mein Versteck, mein Asyl; dort, wo ich bei mir sein kann. Und vor Weihnachten fürchte ich mich auch, mehr denn je. Dabei liebe ich dieses Fest.


(21.122023)


Peter Alois Rumpf Dezember 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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