Mittwoch, 3. Januar 2024

3502 Losstarten

 



6:44 a.m. Ich mach mich fürs Schreiben zurecht, obwohl ich noch schlafen will. Etwas in mir will unbedingt losstarten. Aber nichts passt: die Pölster im Rücken lassen sich nicht optimal schlichten, die Bettdecke leckt irgendwo, schließt also nicht richtig und läßt kalte Luft herein, Kopf und Nacken finden keine bequeme Position und so muß ich mit verkrampften Blick schreiben, weil meine Augen das Notizbuch schlecht treffen. Meine Seele ist eher unruhig und vielleicht zornig, aber nicht entspannt, meine linke Hand habe ich zwanghaft zu einer ängstlichen Faust geballt. Die Lichtverhältnisse im Zimmer sind irgendwie anders, obwohl es die selbe Leselampe wie immer ist, die leuchtet. Aus Verlegenheit und Ratlosigkeit bewege ich die Holzmöwe links über meinem Kopf, wie ich es ihr gestern beim Schlafengehen versprochen (und dann vergessen) habe, damit sie nicht schlechter dasteht respektive hängt und nicht schlechter behandelt wird als der Holzrabe beim Fenster, den ich ja täglich beim Lüften bewege. Schön hebt und senkt sie ihre Flügel, in einer schönen Bewegung, aber nicht lange, dann wackelt sie nur mehr unschön hin und her. Ich versuche, das Schnürchen konzentriert und ohne Impulse zu seitlichen Bewegungen nur nach unten zu ziehen, was jedoch nicht gelingt; es endet immer in kindischer Wackelei. Ich verändere die Position der Leselampe, aber die Szenerie wird nicht vertrauter. Eine Vision von verdorrten und verfaulten Pflanzen in einem Blumenkisterl schreckt mich auf. Mein Geist bleibt ängstlich und bieder bei einer Rechtschreibfrage hängen, als könnte ich das nicht später beim Eintippen klären. Mich ekelt vor meiner Unerleuchtetheit und trägen Ängstlichkeit. Was ist es, was mir so Angst macht? Das neue Jahr? Das wäre sehr kindisch. Der kleine Autoverkehr (vom Geist diktiert; ich weiß auch nicht, was das soll! - der Eintipper).

9:58 a.m. Oh! Mali Lošinj arbeitet wieder und hat ein weißes Wolkenrechteck aus Licht bekommen, wie der „Himmel“ bei einer Fronleichnamsprozession, der aber nur einen kleinen Teil der Stadt abdeckt. Und meine Seele hat sich in therapeutischem Schlaf erholt; sie scheint wieder ganz zu sein.


(31.2024)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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