Freitag, 20. Oktober 2023

3440 Es schaut nach Schlaf aus

 



8:38 a.m. Während irgendwo in der Nachbarschaft geklopft und gehämmert wird, ist bei mir – so scheint es – der Übelkeitsanfall vorbei. Ich vertrage schon den Haferbrei, den mir meine liebe Frau vor einer guten halben Stunde ans Bett gebracht hat. Schwach bin ich noch und zittrig, aber es dreht sich nicht mehr alles. Ich entkrampfe leidlich meine linke Hand (so ganz gelingt es nicht: ich klammere mich schon ans Leben, an mein Ego und an meine Gewohnheiten). Geträumt habe ich von Wolfgang Döbereiner als Autobuschauffeur, der aber an der Haltestelle, wo ich aussteigen wollte, nicht stehen geblieben, sondern einfach weitergefahren ist und dann noch die Richtung gewechselt hat, zurück zu der, aus der ich gekommen bin (da war ich etwas hilflos im Bus).

Sagen wir so: so schlecht ist das nicht da in meinem Bett, ich erlaube mir weiterzuschlafen, wenn ich es will, bis ich ganz auskuriert bin. Die Morgendämmerung ist eine gute Zeit (in meinem Zimmer wird es früh finster und spät hell). Ruhe ist eingekehrt und in meinem Inneren spielt es noch „Andando el Tiempo“ und bin versucht, den CD-Player einzuschalten, aber eine Scheu vor zu viel dichter Realität hindert mich daran. Warum soll die Musik nicht in meinem Inneren spielen? Dort ist sie zwar unvollständig, aber sicherlich heilsam. Ich versuche wieder meine linke Hand zu entkrampfen, die sich so fanatisch ans Notizbuch klammert, als könnte einem das vorm Ertrinken retten. (Vielleicht kann es das wirklich. Schreiben rettet meinen Lebensabend, den ich nicht wahrhaben will.) Und schon wieder die linke Hand, ich schüttle sie aus. Ich lege sie sanft an den Oberschenkel und nur mein halbierter Daumen hält das Notizbuch nieder. Mein Bewußtsein beginnt schon wieder abzugleiten, das heißt, es schaut nach Schlaf aus, nach erholsamen Schlaf.


(20.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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