Dienstag, 17. Oktober 2023

3432 Doonnng!

 



11:06 a.m. Was sagt mein Smartphone? Nichts Wichtiges. Den schönen Rückenakt im Garten dort auf meinem Regal muß ich richten, denn jetzt steht die Karte so schief, dass sich das Licht, das beim Fenster hereinkommt, auf ihr spiegelt und ich die Abbildung nicht sehen kann. Ich werfe schwungvoll die Bettdecke zurück, springe - erstaunlich - ebenso so schwungvoll aus dem Bett, gehe zum Bücherregal, richte die Karte ein, trinke den am Schreibtisch noch von gestern Nacht abgestellten kalten Kräutertee, gehe aufs Klo, brauch daselbst etwas länger und entwerfe dabei in Gedanken die Fortsetzung dieses Textes, verwerfe sowohl die Bedenken, schon wieder einen Text über die Entstehung eines Textes zu schreiben – ein literarisches No-Go! Absolut! Gilt auch für Vortragende und Prediger! - als auch die Vorwürfe darüber, nochmals ins Bett zurückkriechen zu wollen. Ich sage mir: meine Arbeit ist das Schreiben, und ob ich die am Schreibtisch, im Kaffeehaus, am Klo, im Schwimmbad, im Freien, auf einem Berggipfel, im Bett oder sonstwo erledige, ist zunächst irrelevant. Ich schreibe gern im Bett, also gibt es zunächst nichts dagegen zu sagen. Unten spielen die Tageskinder. Auf einem Berggipfel schreiben wär schon was, denke ich mir, von Wind und Wetter umtost, der Sturm reißt einem das Notizbuch aus der Hand, der Regen verwäscht einem die Schrift, der Schriftsteller tapfer dagegen ankämpfend, oder von gleißenden Sonne und der dünnen Luft angedörrt (oder angetörnt) … ein Schreiberling ist kein Naturmaler, wende ich selber ein, und die Sprache gedeiht in festeren, leidlich geschlossenen Räumen, die natürlich Türen und Fenster haben und die man oder frau auch öffnen können, um ordentlich durchzulüften, aber die ein bergendes Ambiente darstellen wie die Sprache selbst. So sage ich es mir und mein Geist kehrt aus den Bergen wieder in mein Zimmer zurück und begnügt sich (vergnügt sich?) mit dieser meiner kleinen Welt. Was fällt ihm da auf? Nichts, was ich aufschreiben will. (Die zur Eingewöhnung noch Teilzeit anwesenden Tageskinder werden schon abgeholt; es schaut gut aus, dass ich schon bald zum Frühstücken runtergehen kann.) Mein Geist ist wieder abgehauen und streitet vor einem Vorarlberger Gericht in einem Prozess wegen übler Nachrede – ich bin der Angeklagte – den er sich gerade ausgedacht hat. Und ich mache mir Sorgen wegen der Fahrkosten so weit in den Westen. (Ach! Ist es herrlich, im Bett unter der Decke zu hocken und zu schreiben! Dass das auch einmal gesagt ist.) Ich atme tief durch, horche nach innen, höre etwas wie „Frühstück!“ und werde diesem inneren Ruf nicht mehr lange widerstehen. „Doonnng!“ macht das Metall des Lampenschirms der noch vom Schreiben herbeigedrehten Leselampe, als ich beim Weglegen des Notizbuches mit selbem daran gestoßen bin.

(17.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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