Dienstag, 10. Oktober 2023

3423 Halbschlaf, stumpf und traumbelegt

 



10:29 a.m. Lange bin ich im Halbschlaf gelegen, habe stumpf in mein Zimmer gestarrt, aus einem traumbelegten Bewußtsein heraus, habe mich endlich hochgewuchtet, die Pölster für den Rücken an die Bettwand gelehnt und die am Nachtkästchen montierte Schreibtischlampe auf- und hergedreht. Jetzt drehe ich sie allerdings wieder ab, um die morgendlichen Lichtverhältnisse in meinem abgelegenen Zimmer in Augenschein zu nehmen. Man könnte den Eindruck haben, dass dem Licht, das sich hier so schwerfällig ausbreitet und nur mühsam behauptet, auch Dunkelheit beigemischt ist, die sich wie ein klebriger Belag über die Gegenstände legt. Neben meinem noch vom Träumen hochgefahrenen Surren und der unverständlichen Gesprächsakustik von unten (Kontrollbesuch der MA 11), unterlegt noch von Gesängen, Rufen und Geplauder der Tageskinder, höre ich vereinzelte Regentropfen auf die äußere Fensterbank stürzen. Das Ganze hat eine unglaubliche, aber stille Intensität. Meine gestrige Therapiestunde (Affektdurchbruch) kreist noch undeutlich in meinem Kopf, zieht manchmal meine Aufmerksamkeit auf sich und verliert sie dann wieder. Allmählich werde ich aufstehbereit und bekomme Hunger, sodass ich ans Frühstücken denke, aber die Dame von der MA 11 ist noch da und ich will mich in meinem noch recht labilen Zustand nicht konfrontieren. Vielleicht geht sie bald. Die Tageskinder essen schon ihr Mittagessen. Ich werde hier noch ausharren. Das Besteck klirrt in den Glasschüsselchen. Aus – ganz willkommener – Langeweile heraus schaue ich jetzt auf meine Bilder oben unter dem Plafond. Mali Lošinj wirkt heute sehr aufgewirbelt, Rettenschoess hat sich beruhigt, und Veli Lošinj versinkt menschenleer, lautlos und stumm in dieser weißen nebelartigen Substanz, die von hinten wie eine alles verschlingende und alles kalt verglühende Wand an die Stadt herankommt. Im Photo von der Riesneralm bleibt das Licht verhalten und leuchtet aus dem Winternebel in die Schneise im Wald herein. Ich denke an meine Tochter, die dieses Photo gemacht und mir geschenkt hat. Und dann denke ich an meine andere Tochter, die vor Jahren in Tel Aviv war. Nun kommt der Schrecken in mein stilles Elfenbeinzimmer (Elfenbein ist mir ein unsympathisches Wort, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, welche Substanz damit gemeint ist).

Jetzt werde ich aufstehen und frühstücken gehen, egal, was unten gerade läuft. Schließlich wohne ich hier und habe das Recht auf Anwesenheit.

(10.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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